12.02. — 29.04.2012 | Museum
Barbara Davatz
Fotografische Reihungen
Mit der Ausstellung «Barbara Davatz – Fotografische Reihungen» zeigt das Kunstmuseum Olten das fotografische Schaffen von Barbara Davatz (*1944) erstmals im Überblick. Die von Katja Herlach kuratierte Retrospektive vereint mit rund 250 Einzelbildern die acht wichtigsten Fotoserien der Künstlerin aus den Jahren 1968 bis 2011. Bei aller technischen Präzision und formalen Strenge wirken die quasi enzyklopädischen Reihungen von Portraits und Landschaften äusserst lebendig, verbinden Zeitlosigkeit und Zeitgeist. Sie berichten vom Staunen und von der augenzwinkernden, leisen Ironie einer Fotografin, die mit ihren typologischen Bildsammlungen Feldforschung in familiären, gesellschaftlichen und natürlichen Biotopen betreibt.
Einer Wissenschaftlerin gleich beobachtet und fotografiert Barbara Davatz ihre Sujets mit einer Mischung aus Distanz, Genauigkeit und Neugier. Ihre Themen könnten als biologische Forschungsgebiete durch-gehen: Zwillinge, Sippenähnlichkeiten, urbanes Paarungsverhalten, Selbstdarstellung und Gruppenidentität in einer globalisierten Mode- und Arbeitswelt. Daneben beschäftigt sie die Schönheit und Fragilität der Natur. Flüchtige und unscheinbare Naturphänomene verwandeln sich in ihren Bildern in ein visuelles Spektakel, das den Reichtum des vermeintlich Einfachen sichtbar macht.
Barbara Davatz ist eine leidenschaftliche Sammlerin. Was sie antreibt, ist neben dem Wissensdurst die Freude am Dokumentieren, Vergleichen, Ordnen und Kategorisieren einander verwandter Erscheinungen der sichtbaren Welt – eine Freude, die ebenso in purer «Seh-Lust» gründet wie im Wunsch, die eigene Faszination für die «Magie des Realen» zu vermitteln. Über Jahrzehnte hat die Künstlerin unter verschiedenen Aspekten mit der Kamera «Menschen gesammelt» und diese Bildnisse so zu Serien gefügt, dass Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufscheinen, dass Zeittypisches, Gruppenspezifisches und Individuelles in bisweilen paradoxen Verschränkungen augenfällig wird. Ausserdem sind umfangreiche «Sammlungen» von fotografisch fixierten Landschaften und Naturausschnitten entstanden, die den Blick auf das Spiel von Formen, Oberflächen und Licht, auf das Elementare und Stimmungshafte in der Natur lenken.
Ihrer Biographie entsprechend bezieht sich die fotografische Strategie der Künstlerin sowohl auf die amerikanische als auch auf die kontinentaleuropäische Fotogeschichte. Während ihr empathisches Interesse für den Menschen und seine Gestalt an die Studiofotografien von Richard Avedon und Irving Penn erinnert, verweist ihr quasi wissenschaftliches Vorgehen auf die deutsche neusachliche Tradition typologischer Fotografie, auf Karl Blossfeld und August Sander. In der Konsequenz und Hartnäckigkeit ihrer konzeptuellen und seriellen Arbeitsweise manifestiert sich zudem eine Nähe zu den epochalen Industriebildern von Bernd und Hilla Becher.
Katalog
Zur Ausstellung erscheint der Katalog:
Barbara Davatz – Fotografische Reihungen
hrsg. von Katja Herlach, Kunstmuseum Olten, mit Beiträgen von Giorgio von Arb, Barbara Davatz, Katja Herlach, Martin Jaeggi, Sigrid Pallmert, Nadine Olonetzky und Anna-Brigitte Schlittler, Olten: Kunstmuseum, 2012
Gestaltung: Hanna Williamson-Koller, Zürich
120 S., über 200 SW- und Farb-Abb., 23 x 30 cm, Freirückenbroschur
ISBN 978-3-906651-50-7, 49 CHF
Downloads