01.02. — 07.05.2020 | Dienstraum

Denis Roueche
OUST

Dienstraum #9

Auf Einladung der SBB bespielt das Kunstmuseum Olten einen ehemaligen Dienstraum auf dem Perron 7 neben dem legendären Bahnhofsbuffet mit zeitgenössischer Kunst. Die neunte Intervention wurde von Denis Roueche (*1987) gestaltet. Er wurde 2019 mit dem JKON-Ausstellungspreis des Kunstmuseums Olten ausgezeichnet, der die Möglichkeit einer Präsentation im Dienstraum am Bahnhof Olten beinhaltet.

Für den Dienstraum hat der Neuenburger Künstler und Grafic Designer die Installation «OUST» entwickelt. Sie rückt die grossen Glasscheiben der überdimensionierten «Vitrine» und damit die Frage nach Innen- und Aussenraum ins Blickfeld. Zugleich akzentuiert sie die durch die Umnutzung zum Ausstellungsraum veränderte Funktion der transparenten Raumhülle: diente die gläserne Haut ursprünglich dazu, den «Dienstraum» möglichst unsichtbar ins Raumkontinuum des Bahnhofs zu integrieren, unterstützt sie jetzt den Wunsch nach Sichtbarkeit der darin gezeigten Kunst und die Interaktion mit dem Publikum auf dem Bahnsteig.  weiterlesen

Zum linearen Ornament stilisierte Vögel, die, auf Scheiben appliziert, tödliche Kollisionen verhindern sollen, überziehen das Glas mit einer losen Gitterstruktur. Dahinter wird eine Vogelscheuche aus Strassenschildern sichtbar. Anstelle bekannter Signaletik präsentieren diese jedoch lediglich «Hintergründe», resp. unifarbene Flächen in den Primärfarben blau, rot und gelb sowie in weiss. Durch die Reduktion treten die elementaren Formen der Schilder – Dreieck, Kreis und Rechteck – ebenfalls deutlich hervor.

Roueche verwendet die isoliert präsentierten Grundelemente visueller Gestaltung – Linie, Fläche und Farbe – hier in einer additiven Setzung, welche die Bildsprache von Kinderspielzeug aufgreift und zugleich auf vertraute grafische Elemente im öffentlichen Raum referenziert. Zwischen der stoisch im Innern des Kubus ihre Arme ausbreitenden Figur und dem fast unheimlich dichten sie umkreisenden Vogelschwarm baut sich eine Spannung auf, die im Titel der Arbeit kulminiert: Der französische Terminus «OUST» lässt sich übersetzen mit «hau ab!» oder «raus!».

Das lustvolle Spiel mit Normen, Bedrohung und Massstäblichkeit gehört zu den Charakteristiken von Roueches Arbeit. Damit öffnet er für die Betrachtenden eine fiktive Welt, in der scheinbar Vertrautes durch kleine Verschiebungen seine Selbstverständlichkeit verliert.

statement de l’artiste en français:

Titulaire d’un Bachelor de la Haute école d’art et de design de Lausanne (ECAL) en 2012, je m’appelle Denis Roueche et suis né en 1987 à Neuchâtel. En plus de ma pratique artistique personnelle et interdisciplinaire, j’enseigne à l’ECAL, à l’EPFL ECAL Lab et suis co-fondateur du Palais-Galerie à Neuchâtel.

Mon travail artistique est une sorte de régression «positive». Les souvenirs et visions d’aventures qui ont nourri mon enfance sont utilisés consciemment. Mes interventions créent un univers personnel, d’exploration et d’expédition. Je joue avec l’ambiguïté « évidente » entre la menace et l’humour, entre le minuscule et le giganteste. Le spectateur est souvent plongé dans une fiction, un rêve expliqué en formes et images. J’aime donner des doubles vies à tous les objets qui m’entourent, grâce à des gestes, des interventions minimales, à la limite de l’abstraction.

Ce local tout en verre semble vouloir se rendre invisible, mais le Kunstmuseum d'Olten souhaite marquer sa présence dans ce contexte ferroviaire. Mon intervention joue avec ce contraste et sur cette ambiguïté. L'épouvantail attire le regard du public, mais se cache derrière la nuée d'oiseaux qui s'affolent à la vue de ce personnage. Oust!

 

JKON – Junge Kunst Olten

Die JKON (Junge Kunst Olten) fördert junge Künstler*innen im Alter von 18 bis 35 Jahren. Im Rahmen einer dreitägigen Ausstellung bietet sie ihnen eine Plattform, um ihre Kunstwerke einem breiten Publikum zu präsentieren. Rund 15 bis 20 Kunstschaffende stellen jährlich an der JKON aus. Die Vergabe der Ausstellungsplätze erfolgt durch einen öffentlichen Aufruf und eine anschliessende Selektion mit Fachpersonen aus dem Kunstbereich. Die Förderpreise, u.a. der Ausstellungspreis des Kunstmuseums, werden an der Finissage vergeben.

Künstler*innen

Denis Rouche (*1987)

Geboren in Neuchâtel, hat Roueche 2012 einen Bachelor in Graphic Design an der ECAL in Lausanne erworben. Neben seiner Tätigkeit als freischaffender Künstler und Grafic Designer unterrichtet er an der ECAL und am EPFL|ECAL Lab. Zusammen mit Prune Simon-Vermot betreibt er den Offspace Palais-Galerie.

Denis Roueche ist Mitglied von visarte vaud.