15.11.2025 — 22.02.2026 | Dienstraum
Victorine Müller
Just a Moment – Dienstraum #28, Satelliten-Ausstellung zu «KOSMOS[KA·OS] – eine Raum(Zeit)reise» im Kunsthaus Zofingen
Auf Einladung der SBB bespielt das Kunstmuseum Olten einen ehemaligen Dienstraum auf dem Perron 7 mit zeitgenössischer Kunst. Die 28. Intervention gestaltet die Künstlerin Victorine Müller (*1961) als Satellit zur Ausstellung «KOSMOS[KA·OS] – eine Raum(Zeit)reise» im Kunsthaus Zofingen gestaltet.
Die Zofinger Ausstellung «KOSMOS[KA·OS] – eine Raum(Zeit)reise» ist eine Fortsetzung eines gleichnamigen, mehrteiligen, sowohl binationalen wie spartenübergreifenden Projektes, das seinen Ursprung im Schloss Gleina in Sachsen-Anhalt (DE) hat. Entwickelt wurde es von der freien Kuratorin Claudia Waldner auf Einladung des «Schlossherrn» und Kulturakteurs Felix Schenker. Entstanden ist so eine längere prozesshafte Raum-Zeit-Reise, zu der insgesamt dreissig Schweizer und deutsche Künstler:innen in Atelierresidenzen auf Schloss Gleina eingeladen wurden. Als Highlight dieser Residenzzeiten zeigten die Kunstschaffenden im Herbst 2024 im Schloss Gleina ihre Arbeiten in einer gross angelegten Ausstellung rund um das Thema Kosmos und Chaos.
Ab November 2025 präsentieren ausgewählte Kunstschaffenden von KOSMOS[KA·OS] ihre Arbeiten in der Gruppenausstellung im Kunsthaus Zofingen und im Dienstraum des Kunstmuseums Olten. Olten bietet sich dafür aus verschiedenen Gründen an: als wichtiger Knotenpunkt und «Kilometer 0» im Kosmos des Schweizer Bahnnetzes, als Stadt im Herzen der Schweiz und als weiterer Wirkungsort von Co-Kuratorin Claudia Waldner – sie leitet im Kunstmuseum Olten die Kunstvermittlung.
Just a Moment
Im Dienstraum am Bahnhof Olten lässt die Künstlerin einen Kosmos entstehen, der innere und äussere Räume in der Transparenz verbindet. Sie kombiniert dafür zwei bestehende Arbeiten in adaptierter Form, ergänzt um Licht und einen spiegelnden Boden zu einem neuen Ganzen: Das Zeichnungsvideo «Wandlungen II» von 2016 und das Objekt «Le mouvent végétativ V» von 2024/2025 aus Luft, Licht und transparenter PU-Folie.
Bewegte, sich stetig verwandelnde Zeichnungsspuren, aus denen amorphe Wesen, Pflanzenfragmente und wundersame Formen auftauchen, um sogleich wieder zu verschwinden oder sich in neuen Konstrellationen aufzulösen, treten in Beziehung mit einem im Raum schwebenden Körper, der im Werden begriffen zu sein scheint. Eine schützende Hülle umgiebt ihn, einer Fruchtblase oder Samenkapsel gleich. Lichtfunken in Regenbogenfarben und Spiegelungen von Lichtquellen ausserhalb des Dienstraums versetzen den luftigen Körper in Bewegung und verändern sein Aussehen fortwährend. Der Tanz flüchtiger Begegnungen im Fluss konstanter Veränderung lässt potentielle Realitäten und Möglichkeiten erahnen und Grenzen immaginär überschreiten.
Leichtigkeit, Durchlässigkeit und atmosphärische Irrealität prägend die Arbeit von Victorine Müller – hier und überhaupt, sei es im Feld der Zeichnung, der Malerei oder Objektkunst, in Videos, Installationen und Performances. Ihre Werke sind geheimnisvoll und voller Wunder – wie das Leben, wie der Kosmos.
Künstler*innen
Victorine Müller
Die 1961 in Grenchen SO geborene Künstlerin lebt heute in Zürich. Ihre künstlerische Praxis umfasst Performances, Installationen, Objekte, Zeichnungen, Malerei, Videoarbeiten und Videozeichnungen. Sie stellt seit Mitte der 1990er-Jahre regelmässig im In- und Ausland aus. Für ihr Schaffen wurde die Künstlerin mit zahlreichen Preisen und Residenzen ausgezeichnet. 2015 ist im Verlag für Moderne Kunst in Wien die Monographie «Victorine Müller – A Moment in Time» erschienen.
Das traumwandlerische Überschreiten von Grenzen, das Eintauchen in andere Gedankenwelten, das Erkunden potentieller Realitäten, Leichtigkeit und Durchlässigkeit sowie atmosphärische Irrealität sind Wesensmerkmale von Victorine Müllers künstlerischem Schaffen.
Scheinbar aktiv an einem sonderbaren Transformationsprozess teilhabend erscheinen ihre Werke als Phantasma, als Traumgebilde, dessen Geheimnis durch keinen noch so verstiegenen Deutungsversuch gelüftet werden kann – und es ist gerade dieses alle Inszenierungen von Victorine Müller durchdringende Mysterium, das anhaltend fesselt.
(Gabrielle Obrist)
Wichtige Stationen
1999–2002
Reisen in die USA und nach Indien
1993–1997
F+F Schule für Kunst und Mediendesign Zürich
1992–1993
HKB, Hochschule der Künste Bern
1989–1991
Reise durch Südostasien, Australien, Neuseeland, Fiji-Inseln
Veranstaltungen
