04.09. — 06.11.2022 | Parterre

Philipp Schaerer

Dissected Nature

Kunst ist immer ein Kind ihrer Zeit. Heute prägen digitale Informations- und Verarbeitungstechniken die Art und Weise, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen, strukturieren und transformieren, aber auch, wie wir uns darin artikulieren. Hier setzt Philipp Schaerer (*1972) an. Seine Arbeiten verdeutlichen, wie die Grenzen zwischen virtueller Realität und materieller Objektwelt zunehmend verwischen.

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Die Natur an sich und das Bild, das wir uns von ihr machen, ist einem steten Wandel unterworfen. Urtümlich und wild ist sie kaum noch, mehr denn je wird sie durch Zivilisationsprozesse geformt. Als Konstrukt menschlicher Vorstellung und Gestaltung, aber auch als Gegenstand ästhetischer und analytischer Betrachtung steht die Natur im Fokus von Schaerers in Olten gezeigten Werken.

Zu sehen sind mehrere, teils explizit für die Ausstellung geschaffene Bildserien. Die unterschiedlich abstrakt wirkenden Repräsentationen von Landschaftsfragmenten und Naturobjekten verraten die Verwendung neuerer technischer Bildverfahren. Neben Ansichten von Gärten und Pflanzen, die multiperspektivisch projiziert und in Fragmente zerlegt an kaleidoskopische Gebilde erinnern, treten Arbeiten, die sich aus der Linie heraus entwickeln. Sie beruhen auf dem organischen Formenvokabular der angedeuteten Naturalien und oszillieren zwischen Fläche und Relief. Auch von Grund auf am Computer konstruierte Bilder sind Teil der Schau. Diese pseudo-fotografischen Natur-Artefakte bilden eine eigene plastische Realität aus, befreit von physischen Sachzwängen, ganz der Vorstellung entsprungen.

Der Einbezug digitaler Technologien und die Auseinandersetzung mit ihren ästhetischen Strategien sind zentral für Philipp Schaerers Schaffen. Er greift analoge visuelle Traditionen auf und erkundet die Verschiebungen, die auftreten, wenn neue Kultur- und Produktionstechniken auf etablierte Themen und Darstellungsmuster treffen. Der so entstehende, mit vielfältigen Referenzen angereicherte Kosmos macht deutlich, dass sich längst keine klare Linie mehr zwischen digitaler Bild- und materieller Objektwelt ziehen lässt.

Philipp Schaerer ist ausgebildeter Architekt und hat Anfang der 2000er-Jahre die Bild­sprache der Archi­tek­tur­visuali­sierungen von Herzog & de Meuron wesentlich mit­­geprägt. Heute noch ist er neben der freien Kunst nach wie vor auch in der Welt der Architektur zu Hause; als Gastprofessor lehrt er seit 2014 an der EPFL Lausanne (School of Architecture, Civil and Environmental Engineering, ENAC) an der Schnittstelle von Architektur und Kunst.

Viel länger schon, seit über 20 Jahren, beschäftigt sich Philipp Schaerer mit digitalen Bildverfahren. Wie sehr er damit den Nerv der Zeit trifft, belegt der Umstand, dass seine Werke in den renommiertesten Sammlungen weltweit vertreten sind, u. a. im Museum of Modern Art (MoMA), New York, im Centre Pompidou, Paris oder im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM),  Karlsruhe.

Wir freuen uns sehr, seine erste institutionelle Einzelausstellung in der Schweiz ausrichten zu dürfen.


Dank

Unser Dank gilt insbesondere dem Künstler.

Für die finanzielle Unterstützung danken wir unseren privaten Mäzenen:innen sowie dem Lotteriefonds des Kantons Solothurn (Swisslosfonds).

Künstler*innen

Philipp Schaerer

*1972 in Zürich, ist bildender Künstler und Architekt. Er lebt und arbeitet in Zürich und Steffisburg.

Nach seinem Architekturstudium an der ETH-Lausanne (EPFL) 1994–2000, prägte er von 2000–2006 als Knowledge Manager die Visualisierungen von Herzog & de Meuron, 2003–2008 hatte er die Leitung des Nachdiplomstudiums CAAD unter Prof. Ludger Hovestadt an der ETH Zürich inne. Seit 2010 lehrt Philipp Schaerer an verschiedenen Hochschulen der Schweiz und ist seit 2014 als Gastprofessor an der Architekturfakultät der ETH Lausanne im Fachbereich Art and Architecture tätig.

Seine Arbeiten wurden wiederholt publiziert und ausgestellt und sind in wichtigen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten – u.a.  im MoMA, New York, im Centre Pompidou, Paris, im Museum of Contemporary Photography in Chicago (MocP), im Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe (ZKM) und im Fotomuseum in Winterthur.

Weitere Informationen:

Ansichten

Veranstaltungen

18:30 | Museum

SA
3
SEP
Vernissage

Monica Ursina Jäger & Philipp Schaerer

19:15 | Museum

Di
6
SEP
Kuratorinnen-Führung

Monica Ursina Jäger & Philipp Schaerer

19:15 | Museum

Di
13
SEP
Artist Talk

Philipp Schaerer

20:00—20:30 | Stadttheater Olten

SA
24
SEP
Vortrag Philipp Schaerer

am Digital Festival Olten

Mitmachen

Ausstellungsbüechli der Kunstvermittlung

Zu jeder Ausstellung gestaltet die Kunstvermittlung ein Ausstellungsbücheli. Dabei handelt es sich um ein kostenfreies Angebot für Kinder, Familien und neugierige Erwachsene. Es lädt zur aktiven Auseinandersetzung mit den Exponaten ein, zum Zeichnen, Rätseln, genau Hinschauen.

Sie bekommen das Büechli und einen Bleistift am Empfangstresen. Über Rückmeldungen zu Beobachtungen oder über Fragen, die sich aus der Entdeckungsreise mit dem Büechli ergeben, freuen wir uns immer. Gern können Sie diese am Empfang deponieren oder der Kunstvermittlung per Mail mitteilen:

Ausstellungsbüchlein der Kunstvermittlung
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