06.09. — 09.11.2025 | Dienstraum
Patrizia Maag-Barbieri
Nostalgia – Dienstraum #27
Auf Einladung der SBB bespielt das Kunstmuseum Olten einen ehemaligen Dienstraum auf dem Perron 7 mit zeitgenössischer Kunst. Die 27. Intervention wird von der Oltner Künstlerin Patrizia Maag-Barbieri (*1964) gestaltet. Passend zum Bahnhof als Ort des Weggehens, Ankommens, Weiterziehens und Wartens, dreht sich die ortsspezifische Installation mit dem Titel «Nostalgia» um Erinnerungen und Fernweh.
Mit Bildern von Sonnenuntergängen und besonderen «Souvenirs», die der Künstlerin von Personen aus ihrem Umfeld anvertraut wurden, öffnet sie gedankliche Räume. Die präsentierten Objekte werden von kurzen persönlichen Texten begleitet, die einen Hinweis darauf geben, warum sie für dieses Projekt ausgewählt wurden. Der Verzicht auf eine eindeutige Zuordnung der Texte zu den Exponaten lässt Raum für's Rätseln und für die Vorstellungskraft der Betrachter:innen. Alle Texte sind auf der Website weiter unten nachzulesen.
An diesem «Archiv des Einmaligen» interessiert die Künstlerin das Unsichtbare, das in der individuellen Erinnerung liegende, welches die Souvenirs zu Trägern von Licht, Geruch und Stimmungen spezifischer Situationen und Orte macht. Generell hat die Oltnerin ein Flair für Orte und Räume – nicht nur im physischen Sinn, sondern auch für Räume als gedankliche Konstrukte, als Atmosphären oder Spannungsfelder.
Reiseerinnerungen tragen eine besondere Wärme in sich. Sie lassen uns den Duft einer fremden Strasse, das Licht eines besonderen Abends oder das Gefühl von Aufbruch noch einmal spüren. Solche Rückblicke tun gut und lassen Erlebtes und Gefühltes erneut lebendig werden.
In Souvenirs verdichten und verstetigen sich Erinnerungen. Oder umgekehrt: Erst die Erinnerung macht das Souvenir zum Souvenir. Ob Muschel, Postkarte oder kleiner Stein – jedes mitgebrachte Stück ist ein Träger der Atmosphäre eines Ortes, ein Beweis für das Erlebte und ein Mittel, ein Stück dieser Welt in den Alltag zu retten.
Eigentümlicherweise sind Souvenirs oft zugleich sehr persönlich und universell. Oftmals sind es ähnliche Dinge, die ganz unterschiedliche Menschen als Andenken aufbewahren und vielfach lösen Erinnerungsstücke von anderen bei einem selbst auch Assoziationen oder gar Sehnsüchte – Nostalgia eben – aus, vielleicht gerade weil wir um ihre Funktion als Träger von Emotionionen, Bildern und Gedanken wissen.
Räume als Schwellen
Der Bahnhof als Ort des Transits entspricht Patrizia Maag-Barbieri sehr. Denn sie liebt Orte und Räume, die sich zwischen dem Greifbaren und dem Unausgesprochenen entfalten.
Im Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit steht oft die Schwelle: der Moment des Übergangs vom Innen ins Aussen, vom Persönlichen ins Öffentliche, vom Gefühl in die Geste, vom Gedachten ins Sichtbare. Diese Schwellen sind meist unscheinbar und doch von grosser Bedeutung. Sie markieren Veränderung, Bewegung, Entscheidung.
In ihren Arbeiten untersucht Patrizia Maag-Barbieri, was in solchen Zwischenräumen geschieht – was sich dort zeigt, was sich verbirgt, was möglich wird. Sie arbeitet mit dem, was nicht eindeutig ist: mit Mehrdeutigkeiten, mit Verschiebungen, mit den feinen Spannungen zwischen Nähe und Distanz. Sie beobachtet, wie Gedanken Raum greifen, wie Orte Bedeutung tragen, wie sich beides überlagert.
In diesem Sinn versteht sie Kunst als Erfahrungsraum, in dem Wahrnehmung geschärft wird – nicht um etwas zu erklären, sondern um etwas spürbar zu machen und um Räume zu öffnen, in denen Fragen wirken können.
Künstler*innen
Patrizia Maag-Barbieri (*1964)
ist verheiratet und hat zwei Töchter. Sie lebt und arbeitet in Olten.
Ausbildung
2008 – 2010 Master of Fine Arts HGK, Basel
2004 – 2007 Bachelor of Arts HGK, Basel
2002 – 2004 Vorkurs HGK, Zürich
1980 – 1985 Lehrerseminar, Solothurn
Ankäufe
Kanton Basel-Landschaft; Kanton Solothurn
Ausstellungen
2024 Kunst-Stadt-Spaziergang mit dem Kunstmuseum Olten, mit Pop-Up-Ausstellung im nomadic art space, Olten
2021 Durchlässig Innen – Aussen, Schlösschen Vorder-Bleichenberg Biberist
2021 Teatime, pop-up Kunstraum links/rechts, Olten
2020 A5@Mocca-Rubin, Olten, Gruppenausstellung
2020 Schaufensterausstellung, Kunstverein Olten, Olten
2019 Tabant, Mocca-Rubin, Olten
2018 Im Dialog der Gegensätze, art.i.g., Olten
2015 Spiegelgarten, Schloss Waldegg, Feldbrunnen (Künstlergruppe MMS)
2014 Kammerspiel, Private und halböffentliche Räume, Olten
2013 Schrebers Schlossgarten, Starrkirch-Wil (Künstlergruppe MMS)
2013 Ateliers Ouverts, Mulhouse (F)
2012 REGIONALE 12, Kunstverein Freiburg, Freiburg (D)
2012 Ernte 12 Statements, Kunsthaus Baselland
2011 Übergänge und Grenzgänge, Kunstverein Olten, Stadthaus Olten
2010 Kunst am Wasser, Kunst entlang der Aare, Bern
2010 gARTenkunst, Schlosspark Binningen
2010 Chiudiamo gli‘occhi, Näijerehuus, Hersiwil
2009 Jahresausstellung Kt. SO, Kunstmuseum Olten
2009 WEARTPOT, Fabrique Culture, Hegenheim (F)
2009 Kunsthalle auf Zeit, Kulturstiftung Starrkirch-Will, Starrkirch-Will
2008 Betreten auf eigene Gefahr, Künstlerhaus 11, Solothurn
2007 Jahresausstellung Kt. SO, Kunstmuseum Olten
Ansichten
Veranstaltungen