06.09. — 09.11.2025 | Parterre & Beletage

Noël Fischer

Justa y Rufina

Mit «Justa y Rufina», der ersten monographischen Museumsausstellung des Zürcher Künstlers Noël Fischer (*1964), bietet das Kunstmuseum Olten einer faszinierenden 25-jährigen künstlerischen Tätigkeit den längst fälligen grossen Auftritt. Nach Erfolgen in Portugal und Japan präsentiert Fischer im Kunstmuseum Olten seine erste Schweizer Museumsausstellung. Die Soloschau vereint Werke aus unterschiedlichen Schaffensphasen und Arbeiten, die speziell für die Ausstellung entstanden sind. Thematisch kreisen seine Keramiken, Zeichnungen und Gemälde um die Beschäftigung mit Räumlichkeit, Architektur, Trompe-l’œil und Perspektive. Dieser Fokus vertieft einen Schwerpunkt des Museums: die interdisziplinär angelegte Auseinandersetzung mit Positionen an der Grenze zwischen Kunst, Architektur und Handwerk. Die ortsspezifischen Inszenierungen werden von Portraits des Mailänder Künstlers Giovanni de Francesco bevölkert.

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Eine Spezialität von Noël Fischer ist seine Vorliebe für «Azulejos», die in seiner zweiten Heimat Portugal allgegenwärtigen bemalten Keramik-Kacheln. Neben dem Einsatz im architektonischen Kontext lösen sie sich bei ihm auch von der Wand, werden zum Bild oder zur glänzenden «Haut» für Objekte im Raum.

Die Eigenschaften dieses Materials – über das Justa und Rufina, die Schutzpatroninnen für Keramik und Töpferei, wachen – stimulieren ein besonderes Interesse für Sinnlichkeit und Strukturen von Oberflächen sowie für die Jonglage mit Rastern, Serialität und Rhythmus, das auch Fischers Arbeiten in anderen Techniken prägt.

So eröffnen die systematische Übersetzung eines Parkettbodens oder einer Backsteinmauer ins Medium der Zeichnung oder die Projektion einer Säulenreihe in den Raum mithilfe von Malerei überraschende räumliche Erfahrungen und lancieren ein lustvolles Spiel rund um Imitation, Täuschung, Verkleidung und Maskerade. Innen und aussen verschmelzen, Wände werden transparent, Böden verwandeln sich in fliegende Teppiche... Die ortsspezifischen Inszenierungen werden von Portraits des Mailänder Künstlers Giovanni de Francesco bevölkert.

Künstler*innen

Noël Fischer (*1964) 

Noël Fischer ist in Zürich geboren und aufgewachsen, wo er auch heute hauptsächlich lebt und arbeitet – neben Portugal, seiner zweiten Heimat. 

Seine künstlerische Karriere entwickelte sich parallel zur Ausbildung und späteren Tätigkeit als Arzt. 1997 begann er Zeichen- und Gestaltungskurse an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich zu belegen, absolvierte eine Bühnenbildassistenz bei Christine Fueter in Zürich und schloss 2001 das Nachdiplomstudium «Szenisches Gestalten» an der HgKZ ab. 

Seit 2001 unterhält er ein eigenes Atelier, stellt regelmässig aus und übernimmt Kunst-und-Bau-Aufträge, u. a. für das Hamam im Volkshaus Zürich, für das ehemalige Kulturhaus Kosmos in Zürich oder für diverse private Auftraggeber:innen. 

Darin manifestiert sich eine grosse Verbundenheit mit der Architektur(szene). Inbesondere mit pool Architekten gibt es viele Berührungspunkte: So hat Noël Fischer etwa 2022 im Projekraum loop von pool Architekten die Werkserie Bangni misti gezeigt. In der Oltner Ausstellung wird zudem das Portrait des Parketts dieses Ausstellungsraums erstmals zu sehen sein.


Noël Fischer was born and raised in Zurich, where he still primarily lives and works today – alongside Portugal, his second home.

His artistic career developed parallel to his training and later work as a physician. In 1997, he began taking drawing and design courses at the Zurich University of Art and Design, completed a stage design assistantship with Christine Fueter in Zurich, and completed his postgraduate studies in «Scenic Design» at the Zurich Art Academy in 2001.

Since 2001, he has maintained his own studio, exhibits regularly, and undertakes art and construction commissions, including for the Hamam at the Volkshaus Zurich, the former Kosmos cultural center in Zurich, and various private clients.

This reflects a strong connection to the architecture (scene). There are many points of contact, especially with pool Architekten: For example, Noël Fischer showed the work series Bangni misti in pool Architekten's project space loop in 2022. The Olten exhibition will also feature the first presentation of the portrait of the parquet floor in this exhibition space.
 

1964
in Zürich geborenen

1983–1991
Medizinstudium an der Uni Zürich, Bologna, Hamburg

1993
Doktorarbeit über die neurologische Entwicklung von Kindern, Kinderspital Zürich

1991–1998
Assistenzarzt an diversen Spitälern in Zürich

1997–2000
Öffentliche Zeichen- und Gestaltungskurse an der Hochschule für Gestaltung und Kunst, Zürich

1999–2000
Bühnenbildassistenz bei Christine Fueter, Zürich

2000/2001
Nachdiplomstudium Szenisches Gestalten an der Hochschule für Gestaltung und Kunst, Zürich

Seit 2001
Eigene Ateliers in Zurich (CH), Caldas da Rainha & Lissabon (PT), regelmässige Ausstellungstätigkeit und mehrere architekturbezogene Arbeiten.

Giovanni de Francesco

Noël Fischer hat den Mailänder Künstler als Gast in seine Ausstellung eingeladen. Mit einer kleinen Auswahl von neuen Portraitköpfen bevölkert er die von Fischer gestalteten Räume.

Giovanni De Francesco hat eine künstlerische Praxis entwickelt, die den Kontakt mit allen Sinnen pflegt. Die ästhetische Sprache seiner Skulpturen, Bilder, Installationen und Theaterinszenierungen ist präzise. Gleichzeitig passt sie sich aber auch an unterschiedliche Kontexte an und kalibriert sich um Kräfte und Spannungen, die gleichermassen intensiv wie gegenläufig sind. Einerseits zeigt er ein Verlangen nach einer fast archaischen und totemistischen Figuration, andererseits reduziert er Zeichen und Elemente auf ihre Essenz, wodurch seine Werke zu abstrakter Form, Farbe und reiner Materie werden.

De Francesco ist ein aufmerksamer Interpret des besonderen Gleichgewichts zwischen unmittelbarer Geste, Improvisation, Erfindung und einem gewählten Design- und Produktionsansatz. Seine Werke zeugen von der intensiven Erfahrung mit den verwendeten Materialien, die sowohl der Welt der bildenden Künste als auch der Welt des Designs, des Modellbaus und nicht zuletzt der Baustelle angehören. So finden seine Gestaltungen ihre Bedeutung nicht so sehr im Endergebnis als vielmehr im Prozess selbst.

(Text: Riccardo Conti)


Noël Fischer has invited the Milanese artist, whose work he greatly admires, to participate as a guest in his exhibition. He will populate the rooms designed by Fischer with a small selection of new portrait heads.

Over the years Giovanni De Francesco has developed an art that skillfully maintains contact with the senses, without privileging any in particular. The aesthetic language used in his sculptural, pictorial, object installations and theatrical scenographies is precise but at the same time adapted to diverse contexts, and calibrated around forces and tensions thare equally intense but with opposite signs. On the one hand he demonstrates a desire for figuration that is almost archaic and totemic, and on the other he reduces signs and elements to their essence, leading his works and projects to become abstract form, color and pure matter.

De Francesco is an attentive interpreter of this peculiar balance between immediate gesture, improvisation, invention and the design and production approach taken. This knowledge is testimony of his direct experience with the materials he uses, belonging both to the world of fine arts and to the world of design, modeling and, last but not least, the construction site. The pictorial image with color appreciated in its immediate essence, without moral or ideological justifications, finds its meaning not so much in the final result as in the process itself.

(Text: Riccardo Conti)

Ansichten

Veranstaltungen

18:30 | Museum

FR
5
SEP
Vernissage

Noël Fischer * We Care! * Dienstraum #27

19:00 | Museum

MI
17
SEP
Künstlergespräch

mit Noël Fischer und pool Architekten, Zürich

18:00 | Museum

Di
7
OKT
Erzählabend mit Ines Henner

Märchen zu den aktuellen Ausstellungen

15:00 | Museum

SO
9
NOV
Finissage

Noël Fischer * We Care! * Dienstraum #27

Mitmachen

Ausstellungsbüechli der Kunstvermittlung


Zu jeder Ausstellung gestaltet die Kunstvermittlung ein Ausstellungsbücheli. Dabei handelt es sich um ein kostenfreies Angebot für Kinder, Familien und neugierige Erwachsene. Es lädt zur aktiven Auseinandersetzung mit den Exponaten ein, zum Zeichnen, Rätseln, genau Hinschauen.

Sie bekommen das Büechli und einen Bleistift am Empfangstresen. Über Rückmeldungen zu Beobachtungen oder über Fragen, die sich aus der Entdeckungsreise mit dem Büechli ergeben, freuen wir uns immer. Gern können Sie diese am Empfang deponieren oder der Kunstvermittlung per Mail mitteilen:

Mitmach-Heft der Kunstvermittlung
Mitmach-Heft der Kunstvermittlung

Mach Mit! 
Azulejos-Setzkasten


Noël Fischer hat eine Vorliebe für «Azulejos». Die bemalten Keramik-Kacheln sind in seiner zweiten Heimat Portugal allgegenwärtig. In seinem Werk kommen sie im architektonischen Kontext zum Einsatz, lösen sich aber auch von der Wand, werden zum Bild oder zur glänzenden «Haut» für Objekte im Raum.


Lass Dich davon inspirieren und gestalte selbst eine Kachel für unseren «Azulejos-Setzkasten», der im Verlauf der Ausstellung immer neue Bilder hervorbringt. Du kannst Deine Azulejos zu Hause kreieren oder im Museum am «Mach Mit!»-Tisch, im «Offenen Atelier» oder in einem Workshop.

Wähle ein Papier und zeichne darauf ein Muster aus Linien, Formen und Farben. Platziere die Kachel dann im «Azulejos-Setzkasten». Vielleicht magst Du auch für eine bereits vorhandene Kachel eine Fortsetzung erfinden?

Sobald der Setzkasten voll ist, halten wir die verschiedenen Stadien des sich verändernden Bildes fotografisch fest und entwickeln daraus nach der Finissage ein Souvenir für alle Beteiligten.

Ausstellungsansicht
Ausstellungsansicht