08.04. — 15.05.2022 | Museum
Schatzkammer Sammlung #3
Partizipatives Ausstellungsprojekt
Wir führen das Ausstellungsformat «Schatzkammer Sammlung» nach seinem erfolgreichen Start 2021 in diesem Jahr mit insgesamt vier Ausgaben weiter. Gäste aus der Oltner Bevölkerung sind eingeladen, gemeinsam mit den Kuratorinnen des Museums thematische Sammlungspräsentationen zu entwickeln, die unterschiedliche Aspekte unserer Bestände ins Licht rücken.
Die Ausgabe #3 wird von Christa Brantschen und Rolf Mettauer kuratiert, zwei Kunstbegeisterten im «Unruhestand», die beide beruflich mit dem Bauwesen zu tun hatten: Christa Brantschen führte als gelernte Buchhalterin gemeinsam mit Ihrem Mann in Olten ein bekanntes Gipser- und Stukkaturengeschäft, Rolf Mettauer war als Architekt in Hägendorf, Luzern, Olten und Zürich tätig.
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Ob ihre Affinität für räumliche Qualitäten, Farben, Strukturen und Materialeigenschaften – kurz für Gestaltung und Kunst – daher rührt? Jedenfalls sind beide kulturell breit interessiert. Christa Brantschen geht ihren kulturellen Interessen eher im Privaten nach, ihre kreative Ader manifestiert sich jedoch gut sichtbar in den oft selbst entworfenen Kleidern und besonderem Schmuck. Rolf Mettauer hat sich hingegen in diversen städtischen Kommissionen und Vereinsvorständen wie der GSMBA (heute visarte) oder dem Kunstverein Olten engagiert. Er hat das Kino Lichtspiele Olten mitbegründet, war aktiver Sportler und Fasnächtler.
Gemeinsam ist den beiden Gastkurator:innen, die sich vor dem Zusammentreffen im Museum nur dem Namen nach kannten, auch ein je spezielles Verhältnis zur Fotografie und eine grosse Leidenschaft für das Unterwegssein in der Natur. Während Christa Brantschen als Mitglied des SAC Olten regelmässig die Wanderschuhe bindet, durchstreift Rolf Mettauer seit seiner Pensionierung allein oder in Begleitung täglich zu Fuss die Natur und erkundet zudem im Wochenrhythmus systematisch in Etappen Seeufer und Flussläufe der Schweiz, aktuell gerade die Reuss.
Zum Ausstellungskonzept
Als städtische Kunstsammlung ist die Sammlung des Kunstmuseums Olten ein öffentliches Gut, ein Schatz, der allen Oltnerinnen und Oltnern gehört. Sie speichert einen Teil des kulturellen Bildgedächtnisses der Region, gibt immer wieder Anstoss zum Rückblick, aber auch zur Überprüfung der Gegenwart, und richtet Fragen an die Zukunft. Durch die vermittelnde und forschende Arbeit im Museum wird die Sammlung ins Heute weitergeführt, in einem grösseren Bezugsrahmen verortet und unter wechselnden Gesichtspunkten befragt.
In diesen Prozess möchten wir die Bevölkerung, unser Publikum und weitere interessierte Kreise noch aktiver einbinden, ganz im Sinne unseres Anspruchs, ein anregender Ort der Begegnung, Bildung, Inspiration und Erholung zu sein. Ziel des Projektes ist es, den Involvierten und der Öffentlichkeit das Potential der Sammlung, den Entstehungsprozess einer Ausstellung sowie die Herausforderungen der Sammlungspflege näherzubringen. Wir freuen uns sehr, zu sehen, was entsteht, wenn Menschen mit unterschiedlichen Prägungen, Interessen und Haltungen an einer gemeinsamen Geschichte schreiben.
Werkauswahl
Die beiden Gastkurator:innen haben unabhängig voneinander je eine Hälfte der 3. Ausstellungsetage gestaltet, jedoch gemeinsam über den Umgang mit dem Treppenhaus entschieden und beim Stellen der Werke Feinjustierungen im Gespräch vorgenommen.
Ihre Auswahl setzt je unterschiedliche Akzente: Christa Brantschen konzentriert sich auf Künstlerinnen, die in Olten geboren wurden oder hier gearbeitet haben, Rolf Mettauer präsentiert Wasserbilder. Obwohl diese Themenfelder wenig miteinander zu tun zu haben scheinen, gibt es überraschend viele Berührungspunkte. Durch die Hängung werden diese bewusst hervorgehoben.
Als Setzung von Seiten des Kunstmuseums wird in einem Kabinett das Siegerprojekt «Vedo Dove Devo» von Buchner Bründler Architekten des im August 2021 entschiedenen Architekturwettbewerbs «Neues Kunstmuseum Olten und Wohn- und Geschäftshaus an der Kirchgasse 8» präsentiert.
Ausstellungsteil von Christa Brantschen
Christa Brantschen hat ihr Konzept in der Auseinandersetzung mit den Sammlungsbeständen mehrfach angepasst. Ihre ursprüngliche Idee, «hässliche» Bilder oder nie gezeigte Mauerblümchen aus den Depots ans Licht zu holen, erwies sich als schwierig umsetzbar und war ihr mit Blick auf die Kunstschaffenden dann doch etwas zu delikat. Stattdessen konzentrierte sie sich in einer zweiten Phase auf Kunstschaffende, die seit Mitte der 1960er-Jahre in Olten aktiv waren und für sie persönlich eine besondere Bedeutung hatten. Ein Raum mit Frauen und einer mit Männern war angedacht.
Die Recherche in den Katalogen und Depots förderte dann aber so viele sie begeisternde Werke von Oltner Künstlerinnen zu Tage, dass die Bühne nun ganz ihnen gehört. Vertreten sind Rosa Wiggli (1901–1991), Erica Schweizer (1912–2005), Pia Schelbert (1929–2011), Eva Szecsödy (*1940), Agnes Barmettler (*1945), Adelheid Hanselmann (*1946), Marianne Büttiker (*1963) und Sandra Lehnis (*1964).
Medial präsentiert die Auswahl eine grosse Bandbreite: von der Zeichnung über Malerei, Druck- graphik, Textilkunst und Collage. Auch inhaltlich spannt sie einen weiten Bogen auf mit Landschaften und Figurenbildern, die das Verhältnis von Mensch und Natur/Raum beleuchten, sowie abstrakten und ungegenständlichen Arbeiten. In mehreren Werken spielt die Sprache eine tragende Rolle. Trotz dieser Verschiedenartigkeit, und obwohl ihre Entstehungszeiten – sowohl absolut wie auch innerhalb der jeweiligen Künstlerinnenbiographie – weit auseinanderliegen, lassen sich vielfältige Verbindungen herstellen, nicht zuletzt über die intensive, sinnlich ansprechende Farbigkeit der Arbeiten.
Ausstellungsteil von Rolf Mettauer
Rolf Mettauers Annäherung an die Sammlungsbestände steht in Zusammenhang mit seinem durch das tägliche Wandern geschärften und veränderten Blick für die Natur und die menschlichen Eingriffe in diesen Kosmos. Als konkreter Anknüpfungspunkt dient ihm die aktuelle Ausstellung mit Landschaftsgemälden von Martin Ziegelmüller. Es sind dort vor allem die Wasserbilder mit ihrem Fokus auf Spiegelungen, Reflexionen, Strudel und Strömungsverläufe, Uferbeschaffenheiten oder Lichtspiele, die ihn interessieren. Entsprechend hat er sich entschieden, in der Sammlung nach Wasserbildern und Landschaften zu suchen, in denen Gewässer eine prägende Rolle spielen.
Wie Kunstschaffende unterschiedlicher Generationen in verschiedenen Techniken die anspruchsvolle Aufgabe lösen, ein flüchtiges, ständig in Bewegung befindliches Element wie bewegtes Wasser bildnerisch einzufangen, zeigt die Werkauswahl von Rolf Mettauer beispielhaft.
Im einen seiner Räume steht der nahsichtige Blick auf die Wasseroberfläche (und darunter) im Vordergrund. In diesem Zusammenhang ist für ihn der Aargauer Künstler Hugo Suter von besonderer Bedeutung, mit dem er an Kunst und Bau-Projekten zusammengearbeitet hat. Denn wie kaum ein anderer Kunstschaffender hat sich Suter über viele Jahre hinweg systematisch mit der Erscheinung von Gewässern beschäftigt.
Mit Werken von Jürg Kreienbühl und Vreny Brand-Peier rückt Rolf Mettauer aber auch Aspekte wie Gewässerschutz und die Bedrohung komplexer Ökosysteme ins Licht. Im zweiten Raum lenkt seine Werkauswahl den Blick auf landschaftliche Charakteristika von Uferzonen, die – wie das Wasser – ständigen Veränderungen unterworfen sind, sei es durch natürliche Prozesse wie Erosion, Verlandung oder Vegetationsveränderungen oder durch bauliche Eingriffe des Menschen.
Vermittlung
Beide Gastkurator:innen beteiligen sich aktiv an der Vermittlung ihrer Ausstellung. Neben Führungen und Werkbetrachtungen haben sie je auch ein Projekt entwickelt, mit dem sie ihr Publikum zum Mitmachen einladen. Mehr dazu finden sie weiter unten in der Rubrik «Mitmachen».
Pressespiegel
Oltner Tagblatt, 9.4.2022
Ausstellungsbesprechung von Loriana Zeltner
Radio Kanal K, 14.4.2022
Podcast von Shannon Hughes
Künstler*innen
Ausstellungsteil von Christa Brantschen
Acht Oltner Künstlerinnen (in chronologischer Reihenfolge):
Rosa Wiggli (Olten 1901 – 1991 Eriswil)
Erica Schweizer (Olten 1912 – 2005 Olten)
Pia Schelbert (Zug 1929 – 2011 Olten)
Eva Szecsödy (*1940 Szekszard HUN, lebt bei Florenz)
Agnes Barmettler (*1945 Stans, lebt in Wölflinswil)
Adelheid Hanselmann (*1946 Schönenwerd, lebt in Almens)
Marianne Büttiker (*1963 Olten, lebt in Basel)
Sandra Lehnis (*1964 Olten, lebt auf Mallorca)
Christa Brantschen schreibt zu ihrer Auswahl:
«Ich freue mich, diese Künstlerinnen aus der Sammlung des Kunstmuseums (eine grosse Schatzkammer) in der Ausstellung zu zeigen. Diese Frauen machen Mut: Ihre Kraft, Leidenschaft, Poesie und die Intensität ihrer Farben sollen uns daran erinnern, wie schön das Leben ist.»
Ausstellungsteil von Rolf Mettauer
Cuno Amiet (Solothurn 1868 – 1961 Oschwand)
Hans Berger (Biel 1882 – 1977 Aire-la-Ville)
Vreny Brand-Peier (*1942 Olten, lebt in Sulz)
Arnold Brügger (Meiringen 1888 – 1975 Meiringen)
Barbara Davatz (*1944 Zürich, lebt in Steg im Tösstal)
Adolf Dietrich (Berlingen 1877 – 1957 Berlingen)
Franz Eggenschwiler (Solothurn 1930 – 2000 Bern)
Arnold Fiechter (Sissach 1879 – 1943 Bern)
Urs Hanselmann (*1944 Trimbach, lebt in Barcelona)
Max Kessler (Olten 1897 – 1981 Solothurn)
Jürg Kreienbühl (Basel 1932 – 2007 Cormeilles-en-Paris)
Marianne Kuhn (*1948 Wohlen, lebt in Aarau)
Eugène Louis Martin (Genf 1880 – 1954 Genf)
Hans Munzinger (Sennefeld 1877 – 1953 Olten)
Hermann Pieper (Zürich 1909 – 1964 Zürich)
Hugo Suter (Aarau 1943 – 2013 Birrwil)
Martin Ziegelmüller (*1935 Graben, lebt in Vinelz)
Ansichten
Veranstaltungen
Mitmachen
Vermittlungsprojekt von Christa Brantschen
Christa Brantschen begleitet ihre Werkauswahl mit einem Vermittlungsprojekt. Sie hat Menschen aus ihrem Umfeld gebeten, Eindrücke zu einem Exponat in ihrer Ausstellung zu notieren. Diese Äusserungen finden Sie im Treppenhaus. Sie lassen sich über die Werknummern den jeweiligen Bildern zuordnen (vgl. Werkliste).
Wenn Sie Lust haben, dürfen Sie selbst gern auch ihre Gedanken zu Bildern zusammen mit der Werknummer auf eine A6-Postkarte schreiben. Wir hängen sie dann auf. Karten und Stifte finden Sie auf dem Fenstersims auf dem zweitobersten Treppenabsatz.
Vermittlungsprojekt von Rolf Mettauer
Rolf Mettauer bringt seine eigenen Beobachtungen ein. Es liegt in der Ausstellung ein Fotoalbum auf, in dem dokumentarische Aufnahmen und Schnappschüsse von den Fluss- und Seeuferwanderungen, die er seit dem 1.1.2020 wöchentlich macht, in chronologischer Reihenfolge eingeklebt sind. Das Album wird im Verlauf der Ausstellungsdauer ergänzt.
Sind Sie auch an Gewässern unterwegs? Wir würden uns über die Zusendung Ihrer Beobachtungen in Form von Fotos, Zeichnungen oder auch Texten freuen und diese in einem zweiten Album in der Ausstellung veröffentlichen.
Zusendungen gerne an:
Ausstellungsbüechli der Kunstvermittlung
Zu jeder Ausstellung gestaltet die Kunstvermittlung ein Ausstellungsbücheli. Dabei handelt es sich um ein kostenfreies Angebot für Kinder, Familien und neugierige Erwachsene. Es lädt zur aktiven Auseinandersetzung mit den Exponaten ein, zum Zeichnen, Rätseln, genau Hinschauen.
Sie bekommen das Büechli und einen Bleistift am Empfangstresen. Über Rückmeldungen zu Beobachtungen oder über Fragen, die sich aus der Entdeckungsreise mit dem Büechli ergeben, freuen wir uns immer. Gern können Sie diese am Empfang deponieren oder der Kunstvermittlung per Mail mitteilen: