01.12.2024 — 02.02.2025 | Museum

NATÜRLICH

Schatzkammer Sammlung #9
Partizipatives Projekt, kuratiert von Lisa Christ und Patrick Frey

 

Lisa Christ (*1991) und Patrick Frey (*1949), zwei prominente Schweizer Bühnen-, Buch- und Wortmenschen mit scharfer Zunge und Flair für die Kunst, mischen die Oltner Kunstsammlung auf! Im Rahmen des partizipativen Ausstellungsformats «Schatzkammer Sammlung» sind Gäste aus der Oltner Bevölkerung und Menschen mit persönlichem Bezug zur Stadt eingeladen, gemeinsam mit den Kuratorinnen des Museums eigene Sammlungspräsentationen zu entwickeln. Auf diese Weise wird das Potential der Sammlung immer wieder neu ausgelotet und Kulturarbeit niederschwellig vermittelt. Die Kurator:innen der neunten Ausgabe beschäftigen sich unter dem Titel «NATÜRLICH» mit dem brisanten Verhältnis von Mensch und Natur.

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Als Produkt menschlicher Gestaltung und Kreativität gilt «Kunst» als Gegenpol zur «Natur». Die Begriffe «natürlich» und «künstlich» bilden ein unzertrennliches Paar – das Eine ist nicht ohne das Andere zu denken. Entsprechend ist die Natur in vielfältiger Weise und in unterschiedlichen Graden der Künstlichkeit seit jeher Bezugspunkt, Gegenstand, Bühne oder auch Material der Kunst. In jeder Kunstsammlung spiegelt sich dies in jeweils orts- und zeitspezifischer Weise.

Lisa Christ und Patrick Frey haben sich im Kunstschatz von Olten auf die Suche nach interessanten Beispielen der Beziehung zwischen Kunst und Natur begeben. Die Ausstellung zeigt ihre Entdeckungen in der Kunstsammlung einer Kleinstadt im Herzen der Schweiz, am Südfuss der Juraketten und am Ufer der Aare, einer einstigen Arbeiter- und Bähnlerinnen-Stadt am Kilometer Null des Schweizer Schienennetzes, die sich heute Literatur-Stadt nennt und deren Kultur-institutionen sich dem emanzipatorischen Bestreben ihrer liberalen Bürgerschaft im 19. Jahrhundert verdanken.

Die Gastkurator:innen erläutern ihre Herangehensweise an die Aufgabe und den von ihnen gewählten Ausstellungstitel «NATÜRLICH» selbst so:


Nie war die Beziehung zwischen Mensch und Natur so brisant wie heute. Angesichts von Energie-krisen und immer extremeren Klima-Ereignissen wie Hochwasser oder Hitzewellen schien uns eine Beschäftigung mit dieser existenziellen Beziehung sinnvoll, zumal sie – auch im Hinblick auf die bildende Kunst – gleichzeitig Aktualität als auch eine lange Geschichte aufweist. Als wir die Möglichkeit bekamen, eine «Schatzkammer» zu kuratieren, wählten wir deshalb das Thema «Kunst und Natur» – ganz natürlich.

Wir fragten, in welchen Formen uns Natur in der Kunst begegnet, und gliederten die Ausstellung davon abgeleitet konzeptuell in sechs Teile: «Die unberührte Natur», «Die dekorative Natur», «Tiere», «Die bewirtschaftete Natur», «Die künstliche Natur» und «Ökologie».

Um diese Kategorien zu bestücken, haben wir mehrere tausend Werke der fotografisch dokumentierten Sammlung des Kunstmuseums durchforstet. Ausschlaggebend für unsere Auswahl waren dabei nicht primär die Namen oder das Renommee der Kunstschaffenden und auch nicht allein die ästhetische Qualität der Werke, sondern vielmehr, inwiefern die Werke unseren inhaltlich geprägten Vorstellungen entsprachen.

Ähnlich einem Bühnenstück haben wir versucht, der Sammlungsausstellung einen narrativen Spannungsbogen zu verleihen, der die Besuchenden durch die Räume leitet.


Die mit rund 100 Werken bestückte, geradezu oppulente Präsentation versammelt ein breites Spektrum an Werken aus über 230 Jahren Kunstgeschichte in unterschiedlichen Techniken: von der Zeichnung über Graphik, Fotografie, Video und Malerei bis hin zur Objektkunst und Skulptur. Überraschende Zusammenstellungen fächern die sechs Themenbereiche auf. Aus den Nachbarschaften und Werkdialogen ergeben sich anregende Querbezüge und zusätzliche Erzählebenen.

Künstler*innen

Lisa Christ (*1991)

ist Preisträgerin des Salzburger Stiers 2025 und erhält somit im nächsten Jahr den wichtigsten deutschsprachigen Kabarettpreis.

Soziale Ungerechtigkeiten treiben sie um – und an. Sei es auf der Bühne, am Radio oder im Fernsehen, sei es in den sozialen Medien oder als Thema für Podcasts wie «Faust und Kupfer» mit Miriam Suter, oder als Ansporn für das Engagement beim Verein SLAM ALPHAS, der FLINTA-Personen in der Slam-Szene fördert.

«Lisa Christ ist eine Künstlerin, die ihre Pointen nie zwanghaft sucht oder erzwingt, sondern durch das Verdichten engagierter Beobachtungen den Witz geradezu zwangsläufig erzeugt» (Jury Salzburger Stier).

Lisa Christ ist feministisch, pointiert und gnadenlos ehrlich. Es gibt kaum eine andere satirische Stimme in der Schweiz, die sich so selbstreflektiert in Rage reden kann wie sie. Die Kabarettistin, Satirikerin und Autorin kann dabei philosophisch-ernst, aber auch wortgewandt-verspielt auftreten. Selten bringt jemand so charmant aktuelle, politische Alltagsthemen auf den Punkt.

Als gebürtige Oltnerin hat sie in der Aarestadt die Kantonsschule besucht und hier auch während ihrer Ausbildung zur Kunstvermittlerin an der Hochschule der Künste Basel HGK gelebt. Mit dem Kunstmuseum Olten und dem Kunstverein Olten hat Lisa Christ schon mehrmals zusammengearbeitet. Ihre Humoristischen Führungen und Werkbetrachtungen, ihr ungewöhnlicher Audioguide zu einer Sonderausstellung und eine Performance am Künstlerball sind uns in bester Erinnerung.

Aktuell lebt Lisa Christ in Zürich. Als Autorin, Kabarettistin und Spoken Word Künstlerin ist sie auf Kleinkunstbühnen im ganzen deutschsprachigen Raum zu sehen. Sie schreibt zudem für die satirische Radiosendung «Zytlupe» auf Radio SRF1 und moderierte die Late Night Sendung «Comedy Talent Show» im Schweizer Fernsehen. Zusammen mit Miriam Suter veröffentlichte sie von 2019–2023 den feministischen Podcast «Faust & Kupfer». Momentan ist sie mit ihrem zweiten Solo Stück «LOVE*» unterwegs. Ihr Buch «Im wilden Fruchtfleisch der Orange» erschien 2018 im Oltner Knapp Verlag.


Patrick Frey (*1949)

in Bern geboren, ist Vater von vier Söhnen, Schauspieler, Komiker, Autor und Verleger. Er lebt in Zürich.

Während der Vorgespräche für die grosse Museumsausstellung über den Zürcher Surrealisten Walter Grab, dessen Werkverzeichnis Frey 2022 in seiner Edition herausgebracht hat, ist er auf das Ausstellungsformat «Schatzkammer Sammlung» aufmerksam geworden und hat Interesse bekundet, selbst an einer Ausgabe mitzuwirken.

Nach abgebrochenen Studien in Ökonomie und Kunstgeschichte schreibt Patrick Frey seit 1978 Kritiken und Essays zu internationaler Gegenwartskunst (u. a. für Tagesanzeiger, Parkett, Wolkenkratzer, Artforum). 1986 gründete er den international tätigen Verlag «Edition Patrick Frey», in dem bis heute über 350 Künstlerbücher und Bildbände aus den Bereichen Gegenwartskunst, Fotografie und Medien publiziert worden sind.

1984–1998 entstanden mit dem Kabarett Götterspass (Beat Schlatter, Enzo Esposito, Patrick Frey) neun abendfüllende Bühnenprogramme. Als Autor und Schauspieler wirkte Frey in vielen Filmen und Fernsehproduktionen mit (u.a. Lüthi&Blanc 1999–2007, Fässler-Kunz 2015). 1984–1996 moderierte er die Gesprächssendung «Talkshow» auf Radio LoRa und erfand mit Iwan Schumacher für SRF das Format «C’est la vie!» (2001–2003), in dem ihm zufällig auf der Strasse ausgewählte Menschen spontan ihr Leben erzählten.

Für die freie Szene, das Schauspielhaus Zürich, das Hechtplatz Theater, Millers Studio, insbesondere aber für das von ihm im Jahr 2000 mitgegründete Casinotheater Winterthur schrieb er als Autor über zwanzig Komödien, Schwänke und sonstige abendfüllende Theaterproduktionen, in denen er meistens auch als Schauspieler auf der Bühne steht. 1995–2002 gab er in der satirischen Late Night Sendung «Viktors Spätprogramm» den Experten für alles Dr. Stolte-Benrath, der als Vortragsredner an vielen Galaanlässen weiterlebt.

Als Standup Comedian und Geschichtenerzähler war Patrick Frey 2016–2021 mit seinem ersten Soloprogramm «Dormicum. Ein populärmedizinischer Abend» unterwegs. Seit 2023 tourt er neu mit «Wo bini gsi?».

Mit Werken aus der Sammlung von

Joëlle Allet, Cuno Amiet, Hans Arp, René Auberjonois, Aimé Victor Barraud, Mirko Baselgia, Franziska Baumgartner, Samuel Birmann, Beni Bischof, Vreny Brand-Peier, Carmen Buri, Samuel Buri, Paul Camenisch, Maud Châtelet, Martin Christ, Barbara Davatz, Charles-Melchoir Descourtis, Thomas Demand, Adolf Dietrich, Martin Disteli, Düdül (Eduard Steiner), Walter Eglin, Hans Emmenegger, Hans-Rudolf Fitze, Michel Grillet, Arno Hassler, Christina Hemauer & Roman Keller, Rut Himmelsbach, Berndt Höppner, Monica Ursina Jäger, Hans Jauslin, Andrina Jörg, Roman Köpfli, Karl Krebs, Jürg Kreienbühl, Hans Küchler, Jean Lecoultre, Alois Lichtsteiner, Christiane Löhr, Michael Meier & Christoph Franz, Willi Meister, Otto Morach, Lina Müller, Victorine Müller, Hans Munzinger, Fraenzi Neuhaus, Meret Oppenheim, Paul Théophile Robert, Christian Rothacher, Henry Roulet, Christian Ryter, Alex Sadkowsky, Pietro Sarto, Philipp Schaerer, Kathrin Schelbert, Paul Schürch, Daniel Schwartz, Daniel Spoerri, Fred Stauffer, Julian Stettler, Friedrich Stirnimann, Regula Syz, Félix Edouard Vallotton, Fritz Voirol, Jan Weenix, Willy Wenk, Fritz Widmann, Rosa Wiggli, Ernst Würtenberger, Franz Anatol Wyss und Emil Zbinden.

Veranstaltungen

18:30 | Museum

SA
30
NOV
Dreifach-Vernissage

Walter Grab * Schatzkammer * Dienstraum