07.09. — 10.11.2024 | Mezzanine
Bitte nehmen Sie Platz!
Auf Augenhöhe mit Sitzenden aus der Sammlung
Ausgehend von der Beobachtung, dass sich in der Sammlung des Kunstmuseums Olten unzählige Darstellungen von Sitzenden befinden, rückt die Ausstellung im 3. Obergeschoss ein aus kunst- und kulturhistorischer wie auch aus feministischer Perspektive spannendes und vielschichtiges Motiv ins Rampenlicht – Sitzende aus rund 160 Jahren, gemalt, gezeichnet oder fotografiert von berühmten Exponent:innen der Schweizer Kunstgeschichte und von Künstler:innen aus der Region.
Mit einem besonderen Setting möchte sie die Besucher:innen unmittelbar involvieren und die Aufmerksamkeit auf die eigene Wahrnehmung lenken. Sie macht Kunstbetrachtung als körperlichen wie geistigen Vorgang erlebbar, der von räumlichen Rahmenbedingungen und gesellschaftlichen Konventionen beeinflusst wird.
Zu sehen ist eine kleine Auswahl an «Sitzenden» aus der Sammlung. Die Exponate hängen ungewöhnlich tief – auf Augenhöhe mit den Betrachter:innen. Denn vor jedem Bild steht ein Stuhl, auf den zu sitzen wir Sie herzlich einladen. Alle Sitzgelegenheiten stammen aus dem öffentlichen Besitz der Stadt oder aus den Oltner Brockenhäusern. Sie sind also gebraucht, eingesessen, durchgesessen gar?
Wie die Möbelstücke in den Bildern erzählen auch die Stühle im Raum Geschichten von kulturellen Prägungen, Moden und Lebensgewohnheiten ihrer Nutzer:innen und verraten damit etwas über den Ort ihres Gebrauchs – in Olten, einer mittelgrossen Stadt im Herzen der Schweiz.
Mit der ungewöhnlichen Präsentationsform laden wir die Besucher:innen dazu ein, Platz zu nehmen, sich auszusetzen und einzulassen auf unterschiedliche Gegenüber, Malweisen, Perspektiven, Haltungen und Blicke. Gleichzeitig richten wir damit auch Fragen an unser Publikum:
Wie fühlt sich das intime Tête-à-Tête mit den Werken aus unserer Sammlung an? Ist Ihnen wohl? Sitzen Sie bequem? Fühlen Sie sich beobachtet? Wie lange sitzen Sie das aus? Und was geht Ihnen dabei durch den Kopf?
… vielleicht, dass Sie normalerweise im Museum stehen oder gehen, von Bild zu Bild? Dass Sie noch selten so lange auf ein einzelnes Werk geschaut haben? Oder, dass wir eine Gesellschaft von Vielsitzenden sind? Was für Typologien von Sitzenden Sie ausmachen können? Warum die Oltner Sammlung so viele Bilder von Sitzenden vereint? Und vielleicht auch, ob es ähnlich viele Gehende, Stehende, Rennende, Kämpfende, Arbeitende, Hüpfende oder Radschlagende gibt …?
Nehmen Sie also bitte Platz!
Ensemble, c'est tout!
Das Jahresmotto des Kunstmuseums Olten «Ensemble, c'est tout!» sagt es: 2024 machen wir nichts allein. Alle Projekte entstehen in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, Vereinen oder Personen(gruppen). Einige wurden an uns herangetragen, andere haben wir selbst angestossen. Damit akzentuieren wir eine Praxis, die wir seit Jahren pflegen und weiterentwickeln. Die gesell-schaftlichen Veränderungen der Gegenwart beobachtend, suchen wir nach Wegen, um das Museum fit zu machen für die Zukunft. Durchlässig und agil soll es sein, eine Plattform für den Austausch, für gemeinsames Denken, Schauen und Verhandeln von Ideen, ein Ort, der Menschen zur aktiven Teilhabe wie zum stillen Besuch einlädt, wo Neugier und Expertise sich verbinden – ein offenes Museum.
Die Sammlung des städtischen Kunstmuseums Olten ist ein Schatz, der allen Oltnerinnen und Oltnern gehört und in seiner Zusammensetzung die Geschichte und den Charakter des Ortes sowie die Tätigkeit seiner Kulturinstitutionen spiegelt. Wir nutzen die jeweils parallel zu den Hauptausstellungen gezeigten thematischen Sammlungspräsentationen deshalb nicht nur für die kontinuierliche wissenschaftliche Aufarbeitung und konservatorische Kontrolle der Bestände, sondern suchen mit überraschenden, experimentellen oder partizipativen Ausstellungsformen wie der «Schatzkammer Sammlung» (Ausgabe #10 folgt in diesem Winter) Anregungen zu bieten, um Vertrautes immer wieder neu zu sehen und zu befragen. Auf diese Weisen halten wir die Aus-einandersetzung mit dem bildnerischen Gedächtnis der Region lebendig.
Dank
Wir danken dem Lotteriefonds des Kantons Solothurn für die Unterstützung unseres Ausstellungsprogramms sowie dem Hammer Brocki Olten, dem Café Ring, dem Dance Studio Olten (Ursula Berger), der Bürgergemeinde Olten und Privaten für die Leihgabe von Stühlen und anderen Sitzgelegenheiten für die Ausstellung.
Presse (Auswahl)
Oltner Tagblatt, 9.9.2024 (Ausstellungsbesprechung von Lavinia Scioli)
Künstler*innen
Mit Werken aus der Sammlung von:
Albert Anker (1831–1910)
Cuno Amiet (1868–1961)
Agnes Barmettler (*1945)
Jörg Binz (*1943)
Paul Basilius Barth (1881–1955)
Alexandre Blanchet (1882–1961)
Samuel Buri (*1935)
Paul Camenisch (1893–1970)
Roman Candio (*1935)
Fritz Deringer (1903–1950)
Theo Eble (1899–1974)
Franz Eggenschwiler (1930–2000)
Marc-Antoine Fehr (*1953)
Hans Eric Fischer (1907–1982)
Marguerite Frey-Surbek (1886–1981)
Wilhelm Gimmi (1886–1965)
Clare Goodwin (*1973)
Andreas Hofer (*1956)
Hans Jauslin (1909–1958)
Käthe Kollwitz (1867–1945)
Hans Küchler (1929–2001)
Alma Lätt (1905–1972)
Bruno Meier (1905 1967)
Gottlieb Müller (1827–1884)
Severin Müller (*1964)
Marlise Mumenthaler (*1958)
Wilhelm Schmid (1892–1971)
Raoh Schorr (1901–1991)
Aldo Solari (*1947)
Fred Stauffer (1892–1980)
Varlin (Willy Guggenheim) (1900–1977)
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