12.11. — 18.11.2022 | Parterre

Moving Moments

Pop-Up-Ausstellung zu den Oltner Tanztagen

Begleitend zu den 26. Oltner Tanztagen, die 2022 unter dem Motto «Moving Matter» stehen, präsentiert das Kunstmuseum in Kooperation mit Ursula Berger und TanzInOlten im Erdgeschoss des Museums eine Pop-Up-Ausstellung unter dem Titel «Moving Moments». Ausgewählte Fotografien von Franz Gloor und Hansruedi Aeschbacher, Zeichnungen von Jacquy Neukomm sowie die künstlerisch gestalteten Festivalplakate und einzelne Bühnenbild- und Kostümfragmente vergangener Aufführungen (u.a. von der Oltner Künstlerin Adelheid Handelsmann) erinnern an die bewegte Geschichte der Tanztage.

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Mit dieser Präsentation führen das Kunstmuseum und TanzInOlten die bereichernde Zusammenarbeit fort, welche für den Erfolg der Museumsausstellung «Put on Your Red Shoes (and Dance the Blues!)» in diesem Sommer entscheidend war und die Stadt Olten von Mai bis August 2022 mit einem reichen Begleitprogramm so wunderbar bewegte. Einmal mehr macht «Moving Moments» die vielfältigen Verbindungen von Tanz und bildender Kunst sichtbar, bereichert das Festival-Angebot im Bereich der Tanzvermittlung und schafft einen Treffpunkt für Besucher:innen und Beteiligte.

Im Zentrum der Ausstellung stehen zwei Oltner Fotografen und ein Oltner Künstler, die sich je über viele Jahre hinweg intensiv mit dem Tanz beschäftigt und unzählige Proben und Aufführungen im Rahmen der Oltner Tanztage dokumentiert haben. Bei allen dreien gründet die später durch Auftragsverhältnisse offizialisierte Zusammenarbeit in der ursprünglichen Neugier der Protagonisten, sich mit der Herausforderung zu konfrontieren, in ihren Medien eine Bildsprache zu entwickeln, die es erlaubt, die flüchtige, dynamische Kunstform des Tanzes in statischen Bildern zu fassen.

Franz Gloor (1948–2009), Hansruedi Aeschbacher (1951–2018) und Jacquy Neukomm (*1944) haben viele Projekte als aufmerksame Betrachter verfolgt und sind in engem Austausch mit der Oltner Tänzerin, Choreografin, Pädagogin und Festivalgründerin in die Welt des modernen Tanzes eingetaucht. Während Jacquy Neukomm vor allem in Tanzstunden von Bergers Dance Studio Olten zeichnet, wo er sich primär auf die bewegten Körper konzentriert, spielen in den Bühnenfotografien von Gloor und Aeschbacher ebenfalls Elemente wie Licht und Raum eine wichtige Rolle. Bei Aeschbacher tritt mit der Farbe eine weitere Facette hinzu.

Obwohl die in der Ausstellung präsentierten Fotografien und Zeichnungen konkrete Ereignisse festhalten, gehen sie in ihrer Qualität weit über das Dokumentarische hinaus. Es sind eigenständige künstlerische Schöpfungen, die aus der intensiven Auseinandersetzung mit einer anderen Kunstform entstanden sind und es zugleich verstehen, in wenigen Bildern ein unmittelbares Gefühl für ein ganzes Stück oder für einen Bewegungsablauf zu erzeugen. Anders als mit Worten vermögen sie auf emotionaler Ebene zu beschreiben, eine Essenz aus dem Gesehenen herauszufiltern – eine Fähigkeit, die Ursula Berger, wie sie selbst sagt, oft sprachlos macht.

Vielleicht sind Ihnen die Altersspuren an einigen der Fotografien aufgefallen? Tatsächlich handelt es sich bei den Exponaten im Weltformat um aufgezogene Prints aus dem gut dotierten Archiv von TanzInOlten, die einst als Schmuck für das Festival-Café in der oberen Etage der Schützi produziert wurden. Ergänzt um einige neu gedruckte Bilder in grösseren Formaten und um kleinformatige Originalabzüge von Franz Gloor aus der Fotosammlung des Historischen Museums Olten transportieren sie auch ein Stück weit die gesellige Atmosphäre des Festivals.

Dass die Beziehungen zwischen Tanz und Kunst vielschichtig sind, davon zeugen nicht nur die Fotografien und Zeichnungen, darauf verweisen ebenfalls die Fragmente von Bühnenbildern und Kostümen. Die von der Oltner Künstlerin Adelheid Hanselmann konzipierten, betretbaren Kuben für das von Ursula Berger 1994 choreografierte Stück «A la recherche du bonheur» oder der feuerrote Stoff aus «Edge of Red» rufen ins Gedächtnis, dass Bühnentanz immer ein Gesamtkunstwerk ist, zu dem neben dem Tanz auch Lichtdesign, Musik, Kostümbildnerei und bildende Kunst entscheidend beitragen.

Bei uns sollen diese Requisiten darüber hinaus etwas Theater-Stimmung verbreiten und Sie dazu einladen, in der aufliegenden Literatur zu den Tanztagen zu stöbern. Denn unsere Ausstellung versteht sich nicht zuletzt als Treffpunkt für Besucher:innen und Beteiligte des Festivals. Und vielleicht tauchen im Gespräch oder beim Betrachten der Festivalplakate, die alle von lokalen Kunstschaffenden gestaltet wurden, ja Eindrücke selbst erlebter Tanzabende auf, in denen Sie mit anderen Besucher:innen gemeinsam schwelgen können? Wir wünschen Ihnen auf jeden Fall einen anregenden Aufenthalt.

Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns über Ihren Besuch!


Öffnungszeiten

Fr, 11. November, 18–19.30 Uhr (Vernissage), 22–00 Uhr (Schweizer Erzählnacht)
Sa, 12. November, 10–19 Uhr
So, 13. November, 10–17 Uhr
Mo, 14. November, 12–17 Uhr
Di, 15. November, 12–17 Uhr
Mi, 16. November, 12–19.30 Uhr
Do, 17. November, 12–17 Uhr
Fr, 18. November, 12–19.30 Uhr


Presse

Oltner Tagblatt, 11.11.2022
Besprechung von Urs Huber


Dank

Wir danken Ursula Berger, Marc Flury und TanzInOlten für die inspirierende Zusammenarbeit und Luisa Bertolacini vom Historischen Museum Olten für Leihgaben von Abzügen von Franz Gloor aus ihrer Fotosammlung.

Künstler*innen

Franz Gloor
Olten 1948 – 2009 Olten

Der Oltner Fotograf Franz Gloor hat die Oltner Tanztage von Beginn weg, also seit 1996, über viele Jahre fotografisch begleitet. Seine stimmungsvollen Schwarzweiss-Aufnahmen wurden zum 10-jährigen Jubiläum 2005 zusammen mit Texten von Madeleine Schüpfer in der Publikation «bewegtes. TANZINOLTEN 1995–2005» publiziert.

Franz Gloor, geboren und aufgewachsen in Trimbach, absolvierte die Fotografenlehre bei Werner Erne in Aarau und besuchte von 1965 bis 1968 die Kunstgewerbeschule Zürich. Nach einem Volontariat bei Wolf Benders Erben in Zürich (1969–1972), arbeitete er ab 1972 bis um 1990 in Solothurn mit Roland Schneider zusammen. Danach war Franz Gloor als selbständiger Fotograf in Solothurn tätig. Er war zudem von 1976 bis 2001 Mitglied des Fachausschusses Foto, Film und Video im Kantonalen Kuratorium für Kulturförderung des Kantons Solothurn. Für sein Schaffen wurde der vom Kanton Solothurn und von der Stadt Olten mehrfach ausgezeichnet.

Der Nachlass von Franz Gloor wird im Historischen Museum Olten betreut. Der in Olten beheimatete Verein Archiv Olten für künstlerische und dokumentarische Fotografie am Jura-Südfuss setzt sich u.a. für die Vermittlung des Nachlasses ein.

Weitere Informationen:

Hansruedi Aeschbacher
Trimbach 1951 – 2018 Olten

Als Fotograf des Olten Tagblatts hat Hansruedi Aeschbacher von 1978 bis zur Pensionierung, knapp drei Jahre vor seinem überraschenden Tod, das Stadtleben in all seinen Facetten dokumentiert, u.a. auch die Tanztage.

Hansruedi Aeschbacher machte eine Berufslehre als Offsetdrucker und begann nebenher autodidaktisch zu fotografieren. An den Wochenenden war er für das «Oltner Tagblatt» als Fotograf im Einsatz und lieferte zudem gelegentlich Bildmaterial für Publikationen seines damaligen Arbeitgebers, dem Walter Verlag in Olten. 1978 gab er den Druckerberuf auf und war bis zu seiner Pensionierung 2015 als Pressefotograf beim «Oltner Tagblatt» tätig.
Seit 2004 fotografierte er zudem für das Bildarchiv von «Imagopress». 2010 wurde er in die Fachkommission «Foto und Film» des Kantonalen Kuratoriums für Kulturförderung des Kantons Solothurn berufen. Für sein Schaffen wurde der Fotograf 2011 mit dem Medienpreis Aargau/Solothurn, Kategorie Fotografie ausgezeichnet und mit der Serie «Tierfriedhof Läufelfingen» für den  Swiss Press Photo Award, in der Kategorie Alltag und Umwelt, nominiert.

Weitere Informationen:

Jacquy Neukomm
*1944, Schaffhausen

Mit dem Zeichenstift Bewegungen einzufangen, das ist eine der Spezialitäten von Jacquy Neukomm. Entsprechend ist das Bild des beobachtenden Zeichners am Rande von Veranstaltungen in Olten vielen Stadtbewohner:innen und Kulturtourist:innen wohl vertraut. Auch in den Tanzstunden von Ursula Bergers Dance Studio Olten und an den Oltner Tanztagen zeichnet Jacqui seit vielen Jahren. Für die aktuelle Ausgabe hat er nun auch das Plakat gestaltet. In der Ausstellungen geben Zeichenblöcke Einblick in seine Arbeit als Zeichner.

Aber Jacquy Neukomm ist ein vielseitiger Künstler und Gestalter. Bekannt ist er v.a. auch für seine aus Metall geschnittenen Figuren. In den Oltner Neujahrsblättern 2012 hat Madeleine Schüpfer ein schönes  Portrait verfasst.

Nach einer abgeschlossenen Lehre als Hochbauzeichner liess er sich bei Helmut Rogge in Hannover zum Bildhauer ausbilden. Nach dem Studium war er neben der freien künstlerischen Arbeit bis Anfang der 1989er-Jahre in Hannover und Göttingen als Zeichner, Konstrukteur und Berater im Bereich Städtebau, Landschafts- und Innenarchitektur, Archäologie und Produktedesign tätig.

Nach der Übersiedlung in die Schweiz unterrichtete er während 20 Jahren als Dozent für Skizzieren an der Schweizerischen Hochschule für Holzwirtschaft (heute: Berner Fachhochschule BFH Architektur, Holz und Bau) in Biel.

Mehr Informationen:

Künstlerplakate
für die Oltner Tanztage 1996–2022

in chronologischer Reihenfolge gestaltet von:
Jörg Binz
Christof Schelbert
Schang Hutter
Vreny Brand-Peier
Marc Flury
Andrea Nottaris
Marcel Peltier
Sandra Lehnis
Urs Borner
Franz Gloor
Ursula Pfister
Roman Candio
Franz Anatol Wyss
Aliza Eva Berger
Christoph R. Aerni
Hansruedi Aeschbacher
Jörg Mollet
Martin Heim
Regina Graber
Schumacher/Nyffeler
Marianne Flück-Derendinger
Fraenzi Neuhaus
Werner Nydegger
Anne-Marie Grenacher
Marco Grob / Charles Blunier & Co.
Jacquy Neukomm

Ursula Berger
*1944, Zürich

Die Schweizer Tänzerin, Tanzpädagogin und Choreografin ist in Olten eine Institution und weit darüber hinaus für die Qualität ihrer Arbeit und für ihr leidenschaftliches Engagement für den modernen Tanz geschätzt. In Olten hat sie den zeitgenössischen Tanz mit ihrem 1977 gegründeten Dance Studio sowie als Initiantin und künstlerische Leiterin der Oltner Tanztage, deren  Trägerverein TanzInOlten sie ebenfalls seit 26 Jahren präsidiert, bestens verankert und zur Herzensangelegenheit vieler Bewohner:innen gemacht.

Nach einer Ausbildung zur kaufmännischen Angestellten in Olten und Studien in zeitgenössischem Tanz, Modern Dance, Ballett, Kreativem Tanz, Bewegungstheater, Improvisation und Choreografie in Montreal, New York und an den Universitäten von Los Angeles und San Diego wirkte Ursula Berger an Tanzprojekten in den USA mit, bevor sie in die Schweiz zurückkehrte.

Als Tanzpädagogin und Choreografin ist sie international tätig und unterstützt auch Theater-aufführungen, Musicals und Opernproduktionen. Mit der eigenen Tanzkompanie Tanzart realisierte sie Auftritte und Performances in der Schweiz und im Ausland. Sie unterrichtet mit Lehraufträgen an verschiedenen Schulen.

Berger war Vorstandsmitglied des Berufsverbands Danse Suisse. Sie gehörte dem Schweizerischen Berufsverband für Tanz und Gymnastik (SBTG) und seit dessen Auflösung im Jahr 2008 der Nachfolgeorganisation IG SBTG an. Als Choreografin ist sie vom Schweizerischen Verband der Tänzer und Choreografen (SVTC) anerkannt. Im Kanton Solothurn war sie Mitglied der Fachkommission Tanz und Theater des kantonalen Kuratoriums für Kulturförderung und wirkte als Jurymitglied des Schweizer Tanz&Choreografie-Preises und des von Danse Suisse organisierten Wettbewerbs für klassisches Ballett in Solothurn.

Mehr Informationen:

Oltner Tanztage
Das Festival für zeitgenössischen Tanz

Mit dem Zweck, den professionellen, zeitgenössischen Tanz in der Schweiz zu fördern, wurde im Januar 1996 der Verein TanzInOlten gegründet. Im Laufe ihrer langjährigen Tätigkeit als Tänzerin, Choreografin und Leiterin eines Dance Studios entstand bei Ursula Berger-Frey der Gedanke, im Kanton Solothurn den modernen Tanz in einem grösseren Rahmen zu zeigen und so einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Daraus entstand schliesslich die Idee, den Verein zu gründen und in Olten Tanztage zu veranstalten.

Der Verein unterstützt alle Bestrebungen zur Schaffung von Auftrittsmöglichkeiten für einheimische und internationale Tanzschaffende und versteht sich als Forum der Begegnung. Dadurch soll auch in der Schweiz das Kulturverständnis für den zeitgenössischen Tanz mit seinen vielschichtigen Ausdrucksformen vermehrt gefördert werden.

Ein neuer Fokus soll dabei der Tanzvermittlung in Form eines jährlich stattfindenden Schulprojektes in Zusammenarbeit mit der Direktion Bildung und Sport der Stadt Olten gelten. Ziel der Initiative ist es, Tanz/Tanztheater als Kunstform jungen Menschen zugänglich und verständlich zu machen. Durch die gemeinsame Realisierung von Schulprojekten trägt TanzInOlten zur Integration von Einzelnen in der Gesellschaft bei und fördert die Fähigkeit zur Kooperation und Übernahme von Verantwortung.

Der Kanton Solothurn verlieh dem Verein TanzInOlten im Rahmen seiner Kulturförderung den Anerkennungspreis 2014 für sein Engagement im zeitgenössischen Tanz. 2021 würdigte die Stadt Olten die Verdienste des Vereins TanzInOlten mit einem Anerkennungspreis.

Mehr Informationen:

Ansichten

Veranstaltungen

18:00—19:30 | Museum

FR
11
NOV
Vernissage

Moving Moments

22:00 | Museum

FR
11
NOV
Der getanzte Zauberhain

Schweizer Erzählnacht