14.09. — 27.11.2022 | Dienstraum

Olten im Bild

Dienstraum #18

Auf Einladung der SBB präsentiert des Kunstmuseum Olten in seiner Dependance im Bahnhof Olten seit vier Jahren zeitgenössische Kunst. Als Erweiterung der Schatzkammer Sammlung #4 im Museum widmen wir die aktuelle Ausgabe ausnahmsweise dem doppelten Blick in die Sammlung und auf die Stadt. Im Wochenrhythmus stellen Bewohner:innen, Heimweh-Oltner:innen oder in der Stadt arbeitende Menschen den Durchreisenden am Bahnhof ihre Stadt mit wechselnden Ansichten von Olten vor.

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Die Stadt Olten ist in der Sammlung des Kunstmuseums auf unterschiedliche Weise präsent. Das überrascht kaum, denn es gehört u.a. zu den Aufgaben des Museums, das regionale Kunstschaffen, die künstlerische Auseinandersetzung mit der Standortgemeinde sowie die Ausstellungstätigkeit der Institution zu dokumentieren und zu reflektieren. Welche Bilder von Olten auf diese Weise im Verlauf der letzten 180 Jahre zusammengekommen sind, welche Schwerpunkte und künstlerischen Interessen sich in diesem Konvolut ausmachen lassen, und was eventuell fehlt, das sind Fragen, denen wir im Rahmen dieses Projekts nachgehen.

In unserer Ausstellungstätigkeit spielt die Beschäftigung mit der Sammlung eine wichtige Rolle. Regelmässige thematische Sammlungspräsentationen, das partizipative Ausstellungsformat «Schatzkammer Sammlung» (seit 2021) oder der «Disteli-Dialog» (seit 2012) zeugen ebenso davon wie die grossen Themenausstellungen, die immer Sammlungswerke beinhalten und oft inhaltlich an Sammlungsbeständen anknüpfen.

Sammlungspräsentationen jedwelchen Typs nutzen wir immer auch zur Aufarbeitung von Teilbeständen. Auf die Recherche folgt die Sichtung der Originale, die Überprüfung der Inventare, gegebenenfalls die Vervollständigung oder Anlage von Datensätzen oder die Digitialisierung der Werke. Je nach Zustand und Lagersituation werden konservatorische oder restauratorische Massnahmen in die Wege geleitet. Aus der wissenschaftlichen Auseinandersetzung ergeben sich neue Erkenntnisse, spannende Begegnungen oder neue Fragestellungen, manchmal sogar weiterführende Projekte oder Sammlungszugänge.

Jetzt also «Olten im Bild».
Wie zeigt sich die Stadt denn in den Kunstwerken?

Zahlenmässig macht der Blick auf die über der Aare thronende Altstadt eindeutig das Rennen. Die sie umgebende, idyllische Natur am Jurasüdfuss rückt dabei mal mehr, mal weniger ins Bild.

Auch die malerischen Gassen der Altstadt erweisen sich, insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, etwa bei Hans Grütter oder Arnold Munzinger und Hans Munzinger als beliebtes Sujet. Viele der darauf portraitierten Gebäude stehen längst nicht mehr oder haben ihre Erscheinung stark verändert. Als Zeitdokumente haben diese Bilder deshalb hohen Stellenwert.

Aber auch die sichtbare Veränderung der Stadt wird in Form von Baustellen, modernen Bauwerken oder anschwellenden Verkehrsströmen zum Thema. Insbesondere das 1963–1966 von den Architekten Willy Frey, Alois Egger und Werner Peterhans erbaute, markante Stadthaus ist Gegenstand zahlreicher Werke.

Einer, der sich vor allem für das Leben in der Stadt interessierte, war Hans (Kü) Küchler (1929–2001). Im Nachlass des Wahloltners finden sich ungezählte Strassenszenen neben Darstellungen von Festen, Veranstaltungen, kulturellen Anlässen oder alltäglichen Begegnungen – nicht selten mit einer zünftigen Prise Humor gewürzt.

Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Aare: In der Auseinandersetzung mit dem Fluss sind in den letzten Jahren in Zusammenhang mit Ausstellungen auch einige neue, mehrheitlich konzeptuelle oder installative Arbeiten in unterschiedlichen Medien entstanden, u.a. von Christina Hemauer & Roman Keller, Ursula Palla oder Fraenzi Neuhaus. Unter den älteren Werken gilt das Augenmerk neben dem Gewässer an sich und seinen unterschiedlichen Nutzungen besonders den Brücken, allen voran der historischen Holzbrücke.

Und dann ist da – last but not least – der Bahnhof mit seiner eindrücklichen Gleisüberdachung. Indem wir gerade hier, in einem ehemaligen Dienstraum, Bilder von Olten aus der Sammlung des Kunstmuseums zeigen, möchten wir die Reisenden – die Olten allzu oft mit dem Bahnhof gleichsetzen – neugierig machen auf einen Ort, den es zu entdecken lohnt.

 

Ansichten

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Bild 1
14.–21.9.2022

Willi Meister (Olten 1918 – 2012 Bern)
Bahnhof Olten, 1968
Öl auf Leinwand, 119 x 150 cm
Kunstmuseum Olten, Inv. X.175

Ausgewählt von den Museumsdirektorinnen.

Wir beginnen die Serie mit einem Bild vom Bahnhof, dem wohl bekanntesten Ort der Stadt. Viele Menschen kennen Olten gar nur als Bahnhof. Über 50’000 Personen steigen hier täglich um, ein, aus, warten, hetzen, kaufen Zigaretten oder trinken Kaffee. Der Bahnhof Olten ist einer der wichtigsten Knotenbahnhöfe der Schweiz, er gehört mit seiner Tagesfrequenz (an Besuchern und Zügen) zu den grössten der Schweiz.

Die eindrückliche Bahnhofshalle ist für viele das Tor zur Stadt. Als der Oltner Künstler Willi Meister sie 1968 malte, sah sie im Wesentlichen schon so aus wie heute – an einem Nebeltag. Welche Unterschiede stechen Ihnen ins Auge? Haben Sie schon einmal bemerkt, dass sich die Dach-Konstruktion manchmal auch akustisch bemerkbar macht?

Willi Meister (1918–2012) Bahnhof Olten, 1968. Öl auf Leinwand, 119 x 150 cm, Kunstmuseum Olten
Willi Meister (1918–2012) Bahnhof Olten, 1968. Öl auf Leinwand, 119 x 150 cm, Kunstmuseum Olten
Martin Ziegelmüller (*1935) Aare, 2017. Öl auf Leinwand, 100 x 180 cm, Kunstmuseum Olten,
Martin Ziegelmüller (*1935) Aare, 2017. Öl auf Leinwand, 100 x 180 cm, Kunstmuseum Olten,

Bild 2
21.–28.9.2022

Martin Ziegelmüller (*1935 in Graben)
Aare, 2017
Öl auf Leinwand, 100 x 180 cm
Kunstmuseum Olten, Inv. 2018.28, Schenkung

Ausgewählt von Sebastian Altermatt, Kunsthistoriker, Künstler, Dozent und seit kurzem Praktikant im Kunstmuseum. Seine Eltern stammen aus Olten.

 «Martin Ziegelmüllers Darstellung der Aare scheint im ehemaligen Dienstraum ihren Bildhorizont zu verschieben – im fliessenden Gewässer spiegeln sich nicht mehr nur die in dunklem Farbton gehaltenen Bäume des gegenüberliegenden Ufers, sondern gleichsam die Pendler:innen, Reisenden und Anwohner:innen, die den Bahnhof Olten Tag für Tag passieren. 

Der durch eine bewegt-lebendige Pinselführung dargestellte flow der Aare verhält sich zum flow des Knotenbahnhofs Olten. Im Nebeneinander von fliessendem Gewässer und Menschenstrom scheint sich dieses Fliessen und Strömen jedoch nicht zu verstärken – im Gegenteil: Ziegelmüllers flow wandelt sich im der Bahnhofshalle zum Gegen-, Um- und Überfluss – zu einem kurzen Augenblick des Auftauchens und Aufatmens – zur Leerstelle einer vermeintlich weissen Fläche. Im treibenden flow lädt Ziegelmüllers ‹Aare› zum floaten ein.»

Bild 3
28.9.–5.10.2022

August Schenker
Im Winkel (Olten), 1922
Aquarell und Bleistift auf Papier, 52 x 39.2 cm
Kunstmuseum Olten, Inv. 2018.65, Geschenk

Ausgewählt von Rachel Bühlmann, Fotografin, seit kurzem in Olten wohnhaft. Sie hat ein Flair für Hinterhöfe, Fassaden und eine besondere Mischung aus dystopischem Groove und Pop.

«Was mir an diesem Bild gefällt, ist das Nebensächliche, dem so viel Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde.

Wenn es ein Foto wäre, könnte beinahe der Eindruck entstehen, dass an der Kamera oder dem Stativ gerüttelt, und so der Bildausschnitt im Moment der Aufnahme verschoben wurde. Keine blühende Rosenpracht, kein frisch gestärkter Sonntagsanzug und auch kein glänzendes Velo. Pure Verschwendung von Farbe und Papier also? Ja!

Aber wo ist (überschüssige) Energie besser verschwendet als in der Liebe. Oder frei nach Georges Bataille, der empfiehlt, Gesellschaften gemäss ihrem Umgang mit überschüssiger Energie zu beurteilen.

Denn, eigentlich gäbe es nur zwei Möglichkeiten:
Krieg oder Kunst und Architektur.»

August Schenker: Im Winkel (Olten), 1922. Aquarell und Bleistift auf Papier, 52 x 39.2 cm, Kunstmuseum Olten, Inv. 2018.65,
August Schenker: Im Winkel (Olten), 1922. Aquarell und Bleistift auf Papier, 52 x 39.2 cm, Kunstmuseum Olten, Inv. 2018.65,
Fraenzi Neuhaus: Reflections, 2008/2021. Fotografie zwischen Plexiglas, 54 x 72 cm, Kunstmuseum Olten, Ankauf 2022
Fraenzi Neuhaus: Reflections, 2008/2021. Fotografie zwischen Plexiglas, 54 x 72 cm, Kunstmuseum Olten, Ankauf 2022

Bild 4
5.10.–12.10.2022

Fraenzi Neuhaus (*1957, Solothurn)
Reflections, 2008/2021
Fotografie, zwischen Plexiglas
2 Stk. aus 8-teiliger Serie, je 54 x 72 cm
Leihgabe der Künstlerin, Ankauf 2022

Ausgewählt von Theresa Späni, Gastkuratorin der aktuellen «Schatzkammer Sammlung»-Ausstellung im Kunstmuseum. Sie lebt in Olten.

Blütenflut! Was für ein Name, was für ein Titel für diese zauberhaften «Wasserbilder». Sie lösen Sehnsucht nach vergangenen Sommertagen und so manchem «Schwumm» in der Aare aus. Die zarten, blütenhaft anmutenden Gebilde scheinen auf dem Wasser zu gleiten, wecken den Wunsch nach Leichtigkeit im eigenen Sein. Das Blau des Wassers lädt zu Tiefgang ein. Welche Kraft geht von den Elementen, von der Natur aus.

Doch Halt! Die «Blütenfluten» sind in Tat und Wahrheit Gebilde aus künstlichen Materialien. Im Rahmen der Ausstellung «Dere schöne Aare naa» wurde eine Projektion auf die Oltner Bahnhofsbrücke und in den Fluss gezeigt, der die gezeigten Fotografien zugrunde lagen.

Werde ich somit als Betrachterin dabei erwischt, wie ich mir «von der Natur» gemachte Bilder, erträumt habe? Nein, ich werde angeregt! Ein von Menschen produziertes, künstlerisch grandios eingesetztes Material löst bei mir freudige Emotionen aus und Gedanken darüber, dass die Grenzen zwischen «Natur» und «Menschengemacht» offenbar nicht einfach zu ziehen sind.

Jedenfalls aber fliesst die Aare ganz in der Nähe des steten Kommens und Gehens von Menschen und ihren Zugfahrten dahin…

Bild 5
12.–19.10.2022
Hans Grütter (Olten 1900 – 2000 Olten)
Altstadt (Marktgasse), o. J.
Öl auf Leinwand, 60 x 50 cm
Kunstmuseum Olten, Inv. X.417

Ausgewählt von Marina Stawicki Stalder, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kunstmuseums. Hat in Olten Matura gemacht und einige Jahre in der Stadt gelebt.

Was für ein schönes, verstecktes Plätzchen! Als Nicht-Oltnerin würde man nicht unbedingt darauf kommen, dass es sich tatsächlich in Oltens kleiner, aber feiner Altstadt befindet. Ich mag diesen Ort. Der Platz, auf dem der Ildefonsturm steht, bietet sich an, um einen Augenblick zu verweilen. Ob als Besucherin in der Suteria für einen Kaffee oder auch einfach nur so. Schon des Öfteren habe ich mir ein feines Glace gegönnt und mich an das Geländer gesetzt, das links auf dem Gemälde zu sehen ist.

Hans Grütter war ein Oltner Original. «Das Malen ist mein ganzes Leben», pflegte er zu sagen und lebte diese Aussage vollkommen aus. Die Liebe zur Natur zog ihn mit seiner Staffelei nach draussen, er widmete sich der Malerei mit Herzblut und Leidenschaft. Er bevorzugte Landschaften in der Umgebung von Olten, seiner Heimat Kappel und solche im Gäu. Die verwinkelten Gassen und alten Häuserfassaden in Oltens Altstadt hatten es ihm besonders angetan. In seinen Werken fing er das Licht und die sich ständig verändernden Farben ein.
Zu gerne hätte ich diesen kleinen Mann mit Beret gekannt und mich mit ihm über diese fein differenzierten Lichtspiele unterhalten.

Siehe dazu «Hans Grütter: Ein Leben für die Malerei», hrsg. vom Stiftungsverein Pro Bornkapelle Kappel, zum 10. Todestag des Künstlers, 2010

Hans Grütter (Olten 1900 – 2000 Olten): Altstadt (Marktgasse), o. J. Öl auf Leinwand, 60 x 50 cm, Kunstmuseum Olten, Inv. X.417, Altbestand
Hans Grütter (Olten 1900 – 2000 Olten): Altstadt (Marktgasse), o. J. Öl auf Leinwand, 60 x 50 cm, Kunstmuseum Olten, Inv. X.417, Altbestand
Hans Munzinger  (1877–1953): Olten vom Kleinholz, um 1918. Öl auf Leinwand, 78 x 96 cm, Kunstmuseum Olten, Depositum Kunstverein Olten
Hans Munzinger (1877–1953): Olten vom Kleinholz, um 1918. Öl auf Leinwand, 78 x 96 cm, Kunstmuseum Olten, Depositum Kunstverein Olten

Bild 6
19.–26.10.2022
Hans Munzinger (Sennefeld 1877 – 1953 Olten)
Olten vom Kleinholz, um 1918
Öl auf Leinwand, 78 x 96 cm
Kunstmuseum Olten, Inv. 1918.A142, Depositum Kunstverein Olten

Ausgewählt von Rosemarie El Kamel, ehemalige Wirtin im Restaurant Bornhof und langjährige Museumsmitarbeiterin. Sie hat seit 1984 bis 2022 in Olten gewohnt.

Olten in längst vergangenen Zeiten – beschaulich liegt das Städtchen vor den Hügelzügen des Juras. Als Urenkel von Josef Munzinger, einem der ersten Bundesräte der Eidgenossenschaft, gehörte der Maler, Zeichner und Grafiker Hans Munzinger in eine der am längsten in Olten vertretenen Bürgerfamilien. In seinem Schaffen sind seine Heimatstadt und die sie umgebende Landschaft, insbesondere an der Dünnern, einem 1935 auf Stadtgebiet kanalisierten Zufluss der Aare, eine wichtige Rolle. Das hier präsentierte Gemälde zeigt die Altstadt vom Kleinholz aus gesehen auf eine Weise, wie man es sich heute kaum mehr vorstellen kann.

Rosemarie El Kamel verlässt Olten Ende Oktober nach 38 Jahren. Das Werk von Hans Munzinger zeigt einen ihrer Sehnsuchtsorte – bevor er war, was er heute ist. Anstelle der weiten Matte, die der Maler im Vordergrund so idyllisch darstellt, wurde 1936/1937 das Oltner Strandbad gebaut. Die Badi erfreut sich seither grosser Beliebtheit – auch bei Rosmarie El Kamel.

Schwimmen ist für sie die wichtigste Energiequelle im Alltag. Seit 1998 hat sie das Angebot des Saisonabonnements wann immer möglich jeden Tag ausgenutzt – allein dieses Jahr schon 147 Mal. Ob zum Beobachten des Frühlingserwachens, zur Abkühlung im Sommer, oder um nach den obligaten morgendlichen Bahnen einige Worte zu wechseln und einen Kaffee zu trinken.

Für die Präsentation im Dienstraum wurde das Gemälde temporär aus dem Büro von Stadtrat Raphael Schär-Sommer entlehnt, wo es normalerweise hängt.

Bild 7
26.10.–2.11.2022
Rosa Wiggli (Olten 1901 – 1991 Eriswil)
Baustelle neue Post Olten, um 1950/52
Öl auf Leinwand, 75.3 x 85.2 cm
Kunstmuseum Olten, Inv. 2004.23,
Schenkung Erbengemeinschaft Wiggli

Ausgewählt von Claudia Waldner, Künstlerin und Kuratorin wohnhaft in Niedergösgen, seit Sommer 2022 Leiterin der Kunstvermittlung am Kunstmuseum Olten.

Dieses Bild ist zeitlos. Es treffen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufeinander.

Baustelle Kommunikation.
Das Bild «Neue Post» zeigt das Postgebäude von Olten, das direkt neben dem Bahnhof 1950–1953 gebaut wurde. Die «neue» Post ist älter geworden und das damalige Kommunikationsinstrument erster Wahl weit nach hinten gerutscht. Wann habe ich das letzte Mal einen persönlichen, handgeschriebenen Brief erhalten? Heute bewegen wir uns in der Kommunikation rasend schnell vorwärts. Schaffen wir es in Zukunft, mit diesem Tempo Schritt zu halten, um die Kommunikation als wichtiges Fundament für die Gesellschaft weiter auszubauen? 

Baustelle Leben.
Die Malerin nutzte sanfte Farben in Grün, Ocker bis Grau, die eine sonnendurchflutete Abendstimmung in der Baulandschaft aufzeigen. Eingebettet im schönen Jurasüdfuss liegt die Baustelle der damals entstehenden Oltner Hauptpost. Die Kräne stehen still, die Arbeiter:innen sind nach Hause gegangen. Ruhe liegt über Allem. Die Ruhe nach dem Lärm. Vielleicht ist das Gemälde als kurzes Innehalten, als Verschnaufpause zwischen den Bauphasen mit versöhnlichem, hoffnungsvollem Blick auf unsere Zukunft zu verstehen?                                                                                                                                                 

Rosa Wiggli (1901–1991): Baustelle neue Post Olten, um 1950/52.  Öl auf Leinwand, 75.3 x 85.2 cm Kunstmuseum Olten, Inv. 2004.23
Rosa Wiggli (1901–1991): Baustelle neue Post Olten, um 1950/52. Öl auf Leinwand, 75.3 x 85.2 cm Kunstmuseum Olten, Inv. 2004.23
Johann Jakob Biedermann (1763–1830): Olten, von der Klos aus, um 1813. Kunstmuseum Olten
Johann Jakob Biedermann (1763–1830): Olten, von der Klos aus, um 1813. Kunstmuseum Olten

Bild 8
2.11.–9.11.2022
Johann Jakob Biedermann
(Winterthur 1763 – 1830 Zürich)

Olten, von der Klos aus, um 1813
Öl auf Leinwand, 32.4 x 44.4 cm
Kunstmuseum Olten, Inv. 1946.5206, Ankauf

Diese Bildpräsentation verdankt sich einem Teamwork von Grossmutter und Enkel. Für die Werkauswahl verantwortlich ist Monika Hirt, «Mone», «Nonna», «Goldhuhn» und liebenswürdige «Hexe» aus Olten. Der Text wurde von ihrem Enkel verfasst.

 «Holeduli, duliduli, holeduliduliduliduli ...»

Die Betrachterin ist im Bild und sieht etwas, was ich nicht sehe. Sie sieht mich – sie sieht mich sehen, wie ich sie sehend sehe. Kennen wir uns? Ja klar! Die Betrachterin ist doch diese Ziege – die wissy Geiss «det ähne am Bergli», die ich zu melken versuchte – die wissy Geiss, die nicht so recht wollte – die wissy Geiss, von der mir meine Grossmutter singend erzählte.

Wenn ich nun die wissy Geiss so sehend sehe, wissend darum, dass sie mich nicht nur sehend sieht, sondern auch wissend weiss, verändert sich ihr Blick. Beunruhigend ruhig scheint sie die ersten Sonnenstrahlen zu geniessen, die über die Bäume hinweg zart ihr weisses Fell streifen. Beunruhigend ruhig erblickt sie mich, im Wissen um mein Vorhaben – im Wissen um ihren Widerstand. Die wissy Geiss ist auf der Hut, jeden Moment bereit aufzuspringen, ihre Ruhe zu unterbrechen, um dem Störenfried, der sie zu melken versucht, eins zu hauen. Die gleichen Hinterhufe, die sich sanft in die noch leicht feuchte Wiese senken, wird sie mir im nächsten Augenblick grausam in den Bauch stossen.

«... holeduli, duliduli, holedulidulidulio.»

Die beunruhigende Ruhe der Ziege ist die Zerbrechlichkeit einer Idylle – eine Zerbrechlichkeit, die sich gleichsam im anhaltend leisen Rauschen der Blätter, in den immerwährenden Wellen im Wasser und den nahenden Wolken niederschlägt. Zerbrechlich ist die Stille, die das Bild bewegt.

Bild 9
9.11.–16.11.2022
Martin Schwarz (*1946)
Oltner Szenen, 2001
Digitale Fotocollage, Inkjetprint auf Papier, aus 10-teiliger Serie, 14.8 x 20.8 cm
Kunstmuseum Olten, Inv. 2001.17, Depositum Kunstverein Olten

Das Bild ist zusammen mit 10 weiteren utopischen Oltner Ansichten für die Jahresgabe 2002 des Kunstvereins Olten entstanden. Auf dem 53 x 64 cm messenden Offsetdruck hat Martin Schwarz die 10 Varianten um ein grosses, zentrales Stadtbild an den Niagra Falls angeordnet.

Ausgewählt von Pawel Ferus, Solothurner Künstler, wohnhaft in Basel, arbeitet als Chef Museumstechnik im Kunstmuseum Olten.

Utopien und Visionen sind aller Anfang.
Nicht alles, leider, was nach Wandel, Träumen und Transformation schreit, kann zur gelebten Realität gemünzt werden. Und hier springt die Kunst ein. In Olten gibt’s zum Glück mit dem Kunstmuseum einen Ort für Visionen, Träume und Kontemplation.

Martin Schwarz (*1946): Oltner Szenen, 2001. Digitale Fotocollage, Print auf Papier, aus 10-teiliger Serie, 14.8 x 20.8 cm, Kunstmuseum Olten
Martin Schwarz (*1946): Oltner Szenen, 2001. Digitale Fotocollage, Print auf Papier, aus 10-teiliger Serie, 14.8 x 20.8 cm, Kunstmuseum Olten
Martin Ziegelmüller (*1935) Olten, 1984. Öl auf Leinwand, 129 x 193.5 cm, Kunstmuseum Olten, X.712
Martin Ziegelmüller (*1935) Olten, 1984. Öl auf Leinwand, 129 x 193.5 cm, Kunstmuseum Olten, X.712

Bild 10
16.11.–23.11.2022
Martin Ziegelmüller (*1935)
Olten, 1984
Öl auf Leinwand, 129 x 193.5 cm
Kunstmuseum Olten, X.712

Ausgewählt von Markus Dietler, Stadtschreiber, in Olten aufgewachsen und seit vielen Jahren im Stadthaus tätig, auf dessen Dachterrasse der Maler sein Werk angefertigt hat.

«Der Blick vom Stadthausdach – nicht von oben herab, sondern aus dem Herzen der Stadt heraus – Richtung Osten zeigt fast alles, was die Stadt Olten ausmacht: Er schweift über die Geschäftshäuser der Innenstadt und die Dachlandschaft von Stadttheater und Konzertsaal, Kultur- und Tagungstempel unserer Stadt, hin zum Bahnhof, der im Mittelpunkt steht: nicht nur des Bildes, sondern auch der Entwicklung, welche die Stadt seit Mitte des 19. Jahrhunderts erlebt hat. Dank der Eisenbahn haben sich in Olten zahlreiche Industriebetriebe angesiedelt, umgeben von Aare und Jurahängen, die für die ultranahen Erholungsgebiete stehen. In einem der Stadt-Wälder, im Hardwald, drohnt über den Wohnquartieren die Kantonsschule als Vertreterin der Oltner Bildungslandschaft. Und über allem schwebt die Wolke des Kernkraftwerks, die halt auch ein wenig zu unserem Stadtbild gehört – ebenso wie der leichte Dunst, welcher den Hintergrund des Bildes verklärt.

So ist es eben, unser Olten, wie wir es mögen: Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Erholung, Unterhaltung, Bildung und Kultur - grosso modo alles, was man so braucht!»

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