06.03. — 15.05.2022 | Parterre & Beletage

Martin Ziegelmüller

Überholungen

Wir präsentieren eine aktuell wie auch retrospektiv angelegte Schau von Werken aus dem reichen, über sechs Jahrzehnte hinweg geschaffenen Oeuvre des bekannten Schweizer Malers Martin Ziegelmüller (*1935), der dem Kunstmuseum Olten seit den 1980er-Jahren verbunden ist.

1985 stellte er hier erstmals im Rahmen der 5. Biennale für Schweizerkunst aus. 1987 richtet ihm der Kunstverein unter dem Titel «Städtebilder» eine Einzelausstellung aus, im Rahmen derer er Olten vom Ausstellungsraum im 10. Stock des Stadthauses aus mehrfach portraitierte. Eine weitere Einzelausstellung folgte im Jahr 2000 mit «Martin Ziegelmüller. Glas, Wasser» im Kunstmuseum. Er war zudem wiederholt an Gruppenausstellungen beteiligt und ist mit einem repräsentativen Werkkonvolut in der Sammlung vertreten.

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Ziegelmüllers Oeuvre umfasst mittlerweile Tausende von Werken, vorwiegend Ölgemälde, daneben aber auch Aquarelle und druckgraphische Arbeiten. Grundlegend für sein Schaffen sind seine Faszination für Farb- und Lichtstimmungen sowie sein enger Bezug zur Natur. Viele seiner Motive findet er im Umfeld seines Wohnortes Vinelz im Berner Seeland, früher waren es auch der schweizerische und der französische Jura, die Dordogne oder Landschaften des Nordens.

Der Titel der Ausstellung verweist nicht nur auf die ungebrochen temperamentvolle Arbeits- und Lebensenergie des mittlerweile 87-Jährigen, sondern auch auf einen besonderen Aspekt seiner Arbeit: Immer schon, vermehrt aber in den letzten Jahren, hat Martin Ziegelmüller nämlich viele ältere Werke nochmals bearbeitet. Seit er nach einer Herzoperation etwas kürzer treten muss, sind auch die Formate kleiner geworden. Schichtung, Verdichtung, Konzentration und Reflexion können als Charakteristika seines aktuellen Schaffens gelten, das er selbst als «Alterswerk» bezeichnet und unter diesem Aspekt mit Interesse und Genugtuung beobachtet. Denn es scheint sich für ihn einzulösen, was er schon als junger Mann registierte, dass ihm nämlich oft die Alterswerke von Kollegen und Vorbildern mehr begeisterten, als deren frühere Arbeiten.

Nach der grossen Retrospektive im Kunstmuseum Bern und dem Kunsthaus Langenthal 2011 und der Präsentation von zwei grossen Graphikzyklen im Kunsthaus Pasquart in Biel 2015 zeigt das Kunstmuseum Olten nun erstmals wieder eine institutionelle Schau.

Unsere Ausstellung legt den Fokus auf die letzten zehn Schaffensjahre und damit eben auf Ziegelmüllers «Alterswerk». Anhand von Leihgaben aus der umfassenden Kollektion seines wichtigsten Sammlers, Heinz Trösch, blickt sie zudem zurück auf 65 Jahre Freundschaft und Schaffenszeit. Damit thematisiert unser Projekt auch eine besondere, heute in dieser Form wohl leider selten gewordene Beziehung zwischen Künstler und Sammler.

Die Gemälde zeigen sein persönliches Umfeld, unendliche Himmel, tiefe Wasser, Landschaften und Städte, die mit ihrer schieren Anzahl von Häusern die Leinwände zu sprengen drohen. Diese scheinbar einfachen Motive sind ein nie endendes Experimentierfeld für den Maler. Mit einer unbändigen Schaffenskraft windet er sich in die vorgefundene Realität hinein, zersetzt sie und malt sie mit handwerklicher Virtuosität und expressivem Gestus wieder zusammen. Wiederholte Überarbeitungen verdichten die Bildgewebe weiter.

Die oft zahlreichen Datierungen auf den Bildrückseiten zeugen von diesen «Überholungen», wie der Künstler sie nennt. Immer geht es dabei um Aneignung, um (s)ein Stück Welt, das sowohl einen bestimmten Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt wiedergibt als auch die Haltung des Künstlers zur Welt überhaupt offenlegt.

Zeitgleich präsentieren wir Videos und Fotografien des in Canada lebenden Solothurner Künstlers Thomas Kneubühler (*1963), die inhaltlich in einen anregenden Dialog mit den Gemälden von Ziegelmüller treten. Mit seinen atemberaubenden Landschaftsaufnahmen untersucht Kneubühler die Einflüsse von Globalisierung und Industrialisierung auf die Natur. Auch ihm gelingt so – ähnlich wie Martin Ziegelmüller im Medium der Malerei – ein zweifacher Blick auf die zerbrechliche Schönheit an den Rändern des natur- und menschgemachten Lebensraums.


Publikation

Zur Finissage der Ausstellung erscheint am 15. Mai 2022 eine Publikation, welche die Kernthemen der Präsentation beleuchtet: Neben den Charakteristika von Martin Ziegelmüllers Alterswerks gilt das Hauptaugenmerk seiner Praxis, Bilder oft mehrfach und über Jahre hinweg zu überholen (zu überarbeiten). Ermöglicht wird die Publikation von Heinz Trösch. Ihm gilt dafür unser grosser Dank.

Martin Ziegelmüller. Überholungen
hrsg. zur gleichnamigen Ausstellung im Kunstmuseum Olten von Dorothee Messmer und Katja Herlach, Olten, im Selbstverlag, 2022
Mit Texten von Dorothee Messmer, Katja Herlach und Rani Magnani sowie einem Gespräch mit dem Künstler
Lektorat: Marina Stawicki Stalder
Gestaltung: Herrmann Germann, Zürich
Druck: Dietschi AG, Olten
Fotos: Nigg Ziegelmüller, Kaspar Ruoff und Marco Bakker
64 S., zahlreiche Farbabbildungen, ISBN 978-3-906651-55-2

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Dank

Unser grösster Dank gilt Heinz Trösch, dem Sammler und Freund von Martin Ziegelmüller, ohne dessen umfassende, wohlwollende und unkomplizierte Unterstützung dieses Ausstellungs- und Buch-Projekt nicht möglich gewesen wäre.

Zudem danken wir dem Lotteriefonds des Kantons Solothurn und unseren privaten Mäzenen für ihre finanzielle Unterstützung.

Nigg Ziegelmüller war an der Seite seines Vaters in fachlichen, administrativen und technischen Belangen eine unersetzliche Hilfe.

Ansichten

Veranstaltungen

17:00 | Museum

SA
5
MAR
Ausstellungseröffnung

Ziegelmüller / Kneubühler / Schatzkammer Sammlung

10:30 | Museum

SO
20
MAR
Konzert-Matinee

Duo Escarlata

18:30 | Museum

Di
5
APR
Künstlergespräch

mit Martin Ziegelmüller

10:30 | Museum

SO
8
MAI
Muttertags-Konzert

Klavierrezital von Werner Bärtschi

10:00—17:00 | Museum

SO
15
MAI
Internationaler Museumstag

Powerstation KMO. Das Museum als Fitness-Studio

17:15 | Museum

SO
15
MAI
Buchvernissage

Martin Ziegelmüller. Überholungen

Mitmachen

Auf zu neuen Horizonten

Die «Mach mit!»-Station der Kunstvermittlung lädt dazu ein, den Ausstellungsbesuch gestalterisch-kreativ zu verarbeiten.

In Landschaftsdarstellungen sind Horizonte immer wichtig, so auch in den Gemälden von Martin Ziegelmüller.

Deshalb können Sie an einem Atelier-Tisch im Foyer des Museums im Spiel mit Horizontlinien und Farben eine A5-Postkarte gestalten, die wir gern für Sie verschicken. Viel Spass beim Zeichnen, Kleben, Collagieren und Schreiben!

Postkarten-Station
Postkarten-Station

Ausstellungsbüechli der Kunstvermittlung

Zu jeder Ausstellung gestaltet die Kunstvermittlung ein Ausstellungsbücheli. Dabei handelt es sich um ein kostenfreies Angebot für Kinder, Familien und neugierige Erwachsene. Es lädt zur aktiven Auseinandersetzung mit den Exponaten ein, zum Zeichnen, Rätseln, genau Hinschauen.

Sie bekommen das Büechli und einen Bleistift am Empfangstresen. Über Rückmeldungen zu Beobachtungen oder über Fragen, die sich aus der Entdeckungsreise mit dem Büechli ergeben, freuen wir uns immer. Gern können Sie diese am Empfang deponieren oder der Kunstvermittlung per Mail mitteilen: